Vorsprung schmilzt (Ausgabe 2007-29)

Chris Probst über die Sommertrends bei den grossen Veranstaltern

Bis im Frühling dieses Jahres herrschte bei den Schweizer Veranstaltern eine wahre Euphorie betreffend Auftragsbestand für 2007. Dieser Extremtrend hat sich nun etwas abgeschwächt. TUI Suisse und FTI Touristik sprechen zwar noch immer von zweistelligen Zuwachsraten, Kuoni und Hotelplan von nicht dramatischen Rückgängen, aber generell gesehen ist der Vorsprung wohl wirklich etwas geschmolzen.

Gründe für die Entwicklung, die auch von vielen Retailern beobachtet wird, sind mindestens teilweise zu finden. Die Schweizer haben definitiv begriffen, dass es im Gegensatz zu früheren Zeiten nicht (oder nicht immer) lohnenswert ist, eine Reise erst im letzten Moment zu buchen. Frühbucherrabatte sind in der Bevölkerung bekannt und werden genutzt. Das erklärt sicher teilweise, wieso der Vorsprung im Frühling noch höher war als jetzt. Zudem ist die Nachfrage nach Last-Minute-Angeboten scheinbar wirklich gesunken. Dazu kommt eine subjektive Komponente. In den ersten drei bis vier Monaten des Jahres haben sich die Mitarbeitenden bei Veranstaltern und Retailern an ein sehr hohes Arbeitsvolumen gewöhnt. Ab Mai ist dieses Volumen auf ein «normales» Mass gesunken, was den Mitarbeitenden aber als wenig
Arbeit vorkommt.

Drei Monate nach der ersten Umfrage wurden Kuoni, Hotelplan, TUI und FTI von TRAVEL INSIDE erneut über die Veränderungen zum Vorjahr befragt. Bei den Volumendestinationen gibt es klare Gewinner. Dazu gehören beispielsweise Ägypten, die Kanarischen Inseln und das griechische Festland. Noch nicht richtig einzuschätzen scheint die Türkei zu sein: Die Zahlen sind bei den TOs zwar immer noch über dem (schwachen) Vorjahr, werden aber von auffallend vielen Retailern als weiterhin rückläufig genannt.

Dann gibt es Ausreisser bei einzelnen Veranstaltern, zum Beispiel die griechischen Inseln. Hotelplan meldet als einziger der befragten TOs ein Minus für wichtige Inseln wie Kreta, Korfu oder Rhodos. Alle anderen Veranstalter liegen auf Vorjahresstand oder darüber. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den italienischen Inseln: Wiederum liegt Hotelplan als einziger TO unter Vorjahr. Klare Verlierer-Destinationen scheint es nicht zu geben. Wenn von einem Verlierer gesprochen werden muss, dann am ehesten noch von Bulgarien, was aber nicht für FTI gilt.

Die Wirtschaft boomt weiter. In welchem Mass die Reisebranche davon profitiert, wird sich noch zeigen. Abgerechnet wird bekanntlich erst Ende Jahr.