Kriegen Schweizer TO noch betten? (Ausgabe 2007-34)

Guido Casanova über den neuerlichen Türkei-Boom

Es scheint, als ob sich die Destination Türkei erholt hat. Die Erwartungen der Türkei-Veranstalter werden allseits übertroffen: Im Vergleich zum Vorjahr gibt es Umsatzsteigerungen im zwei- bis dreistelligen Prozentbereich. Doch sollte man nicht vergessen, dass das Jahr 2006 für die Touristikbranche in der Türkei ein Desaster war, mit Vogelgrippe, politischen Unruhen mit zahlreichen Attentaten und dem Ende der sogenannten «Teppichreisen». Aus Schweizer Sicht kam noch die berüchtigte Fussballnacht in Istanbul im November 2005 dazu. All dies trug dazu bei, dass Schweizer sich nach anderen, sichereren Feriendestinationen umsahen.

Gründe für die momentane Buchungsexplosion gibt es viele. Die Gefahr einer erneuten Vogelgrippe ist zwar nicht gebannt, doch hat der Konsument gelernt, damit umzugehen. Die politische Situation in der Türkei hat sich nach den Parlamentswahlen beruhigt; die Wahl des Staatspräsidenten wird kaum grosse Wellen werfen.

Die Türkei ist als Sommerferien-Destination wieder fest in Schweizer Köpfen etabliert. Das attraktive Preis-/Leistungsverhältnis lockt besonders Familien mit kleinerem Budget in die All-Inclusive-Tempel. Daneben werden Golf- und Fussballreisen immer populärer. Die Werbekampagne mit den T-Motiven mag einen Teil dazu beigetragen haben, doch sieht man da nur Leute an der Sonne, am Strand oder auf einem Segelboot. Wie sieht es im Winter aus? Nur wenige Schweizer TOs bieten die Türkei im Winter an. Dabei besitzt das Land zurzeit 26 Skizentren, die auch von ausländischen Skifahrern genutzt werden könnten. Die hervorragenden Wellness-Hotels laden ein, auf Gesundheitstourismus zu setzen. Hier liegt noch ein grosses Steigerungspotenzial.

Erlaubt sei jedoch die Frage: Ist die Türkei überhaupt noch am Feriengast aus der Schweiz interessiert? Wenn schon deutsche Veranstalter kürzlich an einem Podiumsgespräch in Istanbul die Veränderung im Verhältnis deutscher und russischer Gäste an der Türkischen Riviera diskutierten, was können dann Schweizer TOs gegenüber den Türken als Argument zur Berücksichtigung ihrer Wünsche vorbringen? Im März 2008 wird sich die Türkei mit über 500 Ausstellern auf 1254 m2 zum ersten Mal auf der russischen Tourismusmesse MITT präsentieren. Haben da Schweizer Veranstalter überhaupt noch eine Chance, für nächstes Jahr genügend Zimmer zu bekommen?