Niemand will den Vertrag – vorerst (Ausgabe 2008-19)

Chris Probst über das Vorzugspreismodell von LX/LH

Im Knatsch um die Einführung des neuen Vertriebsmodells von Swiss (LX)
und Lufthansa (LH) ist der nächste Schritt erfolgt: Die Reisebüros
haben Ende letzter Woche die entsprechenden Vertragsdokumente der
beiden Airlines erhalten. LX/LH verlangen eine Unterschrift bis Mitte
Juni, damit ab Oktober die Vorzugspreise gebucht werden können. Eine
spätere Unterzeichnung des Vertrags habe automatisch zur Folge, dass
frühestens im November die Preferred
Fares gebucht werden können.

Noch bleiben den IATA-Büros gut fünf Wochen Zeit, um sich zu
entscheiden. Allenfalls auch etwas länger, denn je nach Stand der
Verhandlungen ist es denkbar, dass Swiss/Lufthansa die Frist noch etwas
verlängern. In dieser Ausgabe äussern sich CEOs von Schweizer
Reiseanbietern zum Vertrag. Ein klares Votum pro Vertragsunterschrift
ist von keinem der Chefs zu hören. Klar gegen eine
Vertragsunterzeichnung äussern sich bereits Knecht und Kuoni –
Globetrotter mit dem Zusatz «im Moment».

Allgemein hofft man immer noch, dass die Gespräche doch noch fruchten.
Eine Bereitschaft dazu ist von allen Seiten (Verband, Airlines und GDS)
zu vernehmen. Dabei sind verschiedene Szenarien denkbar.

Szenario 1: Swiss bleibt beim vorliegenden Vorzugspreismodell ohne
Modifikationen. Damit wären die Verhandlungen klar gescheitert.
Widerstand würden wohl weiterhin die KMUs der Reisebranche, inklusive
Leisure-Anbieter wie Kuoni, M-Travel oder TUI, leisten. Die grossen
Geschäftsreisen-Anbieter würden alles daran setzen, in bilateralen
Verträgen mit den Airlines ein annehmbares Resultat zu erzielen.

Szenario 2: Es gibt eine «Schweizer Lösung». Dieses Szenario enthält
zurzeit fast nur Unbekannte. Swiss hat zwar angedeutet, dass es denkbar
sei, später wurde die Aussage aber nie präzisiert. Niemand weiss, wie
eine solche Lösung aussehen könnte. Viele Branchenexponenten setzen
aber grosse Hoffnungen darauf.

Szenario 3: LX/LH erzielen einen Verhandlungserfolg mit den GDS.
Offenbar wird zwischen diesen Parteien ernsthaft verhandelt. Auch bei
einem Erfolg von LX/LH dürften die Airlines nicht darauf verzichten,
ein Modell einzuführen, das ihnen zusätzliche Einnahmen bringt. Der
Verband würde sich weiterhin dagegen zur Wehr setzen, auch bei nach
unten korrigierten GDS-Gebühren.