Viele Vorteile, viel Geld und etwas Wehmut (Ausgabe 2008-23)

Urs Hirt über das Ende der Papiertickets

Am letzten Sonntag war es soweit: Die Papiertickets im Flugverkehr
wurden zu Grabe getragen. Das vor allem bei Passagieren beliebte
Papierticket ist tot – es lebe das E-Ticket. So jedenfalls wollte es
die International Air Transport Association (IATA), und sie setzte ihr
Ziel – wenn auch mit etwas Verspätung – per 1. Juni 2008 um.

Das Ziel einer vollständigen weltweiten E-Ticket-Abdeckung liegt trotz
aller Anstrengungen jedoch noch in weiter Ferne. Zwar nahmen viele
Fluggesellschaften den 1. Juni zum Anlass, in breit gestreuten
Mitteilungen darauf hinzuweisen, dass man die Hausaufgaben gemacht habe
und 100% E-Ticket fähig sei. Doch in einigen Entwicklungsländern, auf
abgelegenen Routen und Flughäfen oder bei komplizierten
Ticketkombinationen und bei gewissen Interline-Abkommen gibt es nach
wie vor Probleme, vor allem technischer Natur oder weil die Stationen
schlichtweg nicht über einen Anschluss an die zentralen Computerzentren
der Airlines verfügen. Das Papierticket ist in diesen Fällen oft die
einzige Alternative.

Die Vorteile der E-Tickets sind klar: Keine Probleme bei Verlust, einfacher Versand per
E-Mail oder einfaches Check-in via Internet zu Hause oder am
Selbstbedienungsautomaten an den Flughäfen. Der Name des Passagiers,
die Buchungsnummer, ein Ausweis (Pass oder ID) oder eine Kreditkarte
genügen – je nach Wahl des Check-in. Auch wenn die Fluggesellschaften
nicht müde werden, die Vorteile eines E-Tickets für den Passagier in
den Vordergrund zu stellen – den grössten Nutzen haben die Airlines
selber. Die IATA geht davon aus, dass durch das Ende der Papiertickets
die Fluggesellschaften rund zwei Milliarden US-Dollar einsparen werden.
Aufgrund der neuen und immer beliebteren Check-in-Möglichkeiten dürften
die Airlines mittelfristig auch in der Abfertigung Personalkosten
einsparen können.

Etwas Wehmut bleibt. Die je nach Fluggesellschaft teils mit
farbig-kreativen Deckblättern versehenen Tickets waren lange fester
Bestandteil einer Flugreise und Andenken vieler Globetrotter. Beim in
Erinnerungen schwelgen im Kreise von Familie und Freunden werden
blumige Reiseberichte – ob in schriftlicher oder mündlicher Form –
gerne mit Eintrittskarten von Sehenswürdigkeiten, Boardingpass,
Schiffspassagen, Hotelrechnungen und eben Flugtickets wirkungsvoll
ergänzt. Ein nüchternes, schwarz bedrucktes, weisses A4-Papier als
Flugticket gibt da bei Weitem nicht soviel her.