CO2-Emissionen sind nicht sexy (Ausgabe 2008-24)

Sara Marty zur Unterstützung der Webseite fairunterwegs.org

Die Fachgruppe «Umwelt und Soziales» des Schweizerischen
Reisebüro-Verbandes (SRV) hat die drei grössten Schweizer Touroperators
und Globetrotter sowie den SRV selbst überzeugt, eine
Kooperationsvereinbarung zu unterschreiben, um die Webseite
www.fairunterwegs.org mit branchenspezifischen Informationen zu
ergänzen. Sie steuern einen namhaften Betrag bei – Kuoni, M-Travel
Switzerlandund TUI ein bisschen mehr, Globetrotter ein bisschen weniger
– um die Webseite an der Beratungsfront bekannter zu machen.

Höhere Verkaufszahlen dürften nicht der Grund sein für diese
Investitionen – mit dem Hinweis auf Menschenrechtsverletzungen und der
Ausbeutung von Kindern verkaufen sich Reisen nicht besser. Das
publikumswirksame Vorzeigen des reinen Gewissen hingegen kann sehr wohl
Grund genug sein, einen Beitrag zu leisten. Ob das im Katalog schön
präsentierte Hotel inklusive Golfplatz ökologisch bedenklich ist oder
die Rundreisen durch Länder mit unterdrückendem Regime ethisch
fragwürdig sind: Hinter dem Schleier von fairunterwegs.org kann man
sich relativ einfach verstecken.

Das Bereitstellen von Informationen ist eine Sache, das Nutzen dieser
Informationen eine andere. Die Webseite fairunterwegs.org ist bis anhin
in der Branche kaum bekannt. Dies obwohl sie von «Tourismus und
Entwicklung» getragen wird, einem Arbeitskreis der unter anderem von
Reiseveranstaltern gegründet wurde und bei dem der SRV als zugewandte
Organisation mitwirkt. Es stellt sich die Frage, wieso die Seite von
Reiseprofis öfter besucht werden soll. Denn die Informationen, die
zukünftig angeboten werden, kann sich jeder Interessierte bereits jetzt
zusammensuchen. Reicht es, dieses Wissen in gebündelter Form
bereitzustellen, um die Webseite zu einer etablierten Plattform für die
Branche zu machen?

Themen wie Energiebilanzen von Transportmitteln oder die Auslöschung
traditioneller Erwerbszweige durch die Tourismusindustrie sind nicht
attraktiv. Aber sie sind präsent. Die Menschen in der Schweiz
beschäftigen sich mit ihnen. Ein Indiz ist die seit geraumer Zeit
beobachtbare Rückbesinnung auf ökologisch und mit traditionellen
Methoden produzierte Nahrungsmittel. Die Reisebranche darf sich dieser
Entwicklung nicht entziehen. Ein Öko-Signet oder der Verweis auf eine
Webseite reichen aber nicht, um den Trend zum Vorteil aller – Reisende,
Tourismusanbieter und TOs – zu nutzen.