Der berühmte Tropfen auf den heissen Stein? (Ausgabe 2010-48)

Linda Panchyrz über die ersten Fair-Trade-Reisen

Nicht mehr nur Bananen und Kaffeebohnen gibt es jetzt aus fairem Handel – seit Kurzem können auch Fair-Trade-Reisen gebucht werden. Die Veranstalter Reise Service Imagine und Kuoni Reisen haben je eine Reise nach Südafrika im Angebot, die den Standards und Kriterien des Fairen Handels genügt. Somit wird erstmals die gesamte Dienstleistungs-Wertschöpfungskette – vom Schweizer Reiseveranstalter über das Hotel bis hin zum Ausflugspartner vor Ort – nach strengen Regeln überprüft.

Und warum? Der Faire Handel im Tourismus hat zum Ziel, die Lebensbedingungen von benachteiligten Kleinunternehmern und Angestellten zu verbessern, ihre Lebensgrundlagen zu sichern und ihnen eine würdige Existenz zu ermöglichen. So weit so gut, doch besteht hier auch eine Nachfrage? Schweizer sind Weltmeister im Fair-Trade-Konsum. Hierzulande wird pro Kopf der Bevölkerung am meisten Geld für z.B. Max-Havelaar-Produkte ausgegeben. Doch nehmen Herr und Frau Schweizer ihre Prinzi-pien auch mit in die Ferien?

Hier fehlt die Auswahl – denn gerade zwei Reise-Angebote nach Südafrika können kaum das Bedürfnis eines ökologisch-bewussten Touristen decken. Grosse Reiseveranstalter müssten das Angebot auch auf andere Destinationen ausdehnen. Eine nachhaltige Reise nach Mallorca, Italien oder Griechenland würde ein grösseres Zielpublikum ansprechen. Und der Preis dürfte sich inklusive Fair-Trade-Marge natürlich auch nicht zu sehr von konventionellen Badeferien entfernen. «Wenn Kunden die Auswahl haben unter drei verschiedenen Angeboten im selben Preissegment, wählen sie gerne eine Lodge mit FTTSA-Gütesiegel», beschreibt Heinz Hirter von Reise Service Imagine seine Verkaufserfahrung. 

Zusammenarbeit ist gefragt, denn bisher herrscht eher ein Label-Chaos. Während Kuoni und Hotelplan sich mit dem Travellife-Hotellabel schmücken, kürt TUI mit dem Titel Umwelt-Champion seine nachhaltigen Hotels. FTTSA (Fair Trade Tourism in South Africa) zertifizierte bis anhin vor allem Lodges in Südafrika und engagierte sich stark für das nun neue Label Fair Trade Travel. Das Gütesiegel Green Globe ist in der Hotellerie und bei Kongresszentren verbreitet. Nun geht es darum, die Kräfte zu bündeln und nicht mehr nur einzelne Hotels, sondern das ganze Angebot unter die Lupe zu nehmen. Damit der Kunde überhaupt die Wahl hat, ob er fair reisen möchte oder nicht.