«Das Vertrauen in die Swiss ist zerrüttet» (Ausgabe 2015-24)

Die Veranstalter wollen den Swiss-Entscheid nicht einfach hinnehmen.

Die Veranstalter reagieren mit unterschiedlicher Intensität. Eine offensive Variante wählt Hotelplan Suisse: CEO Kurt Eberhard wendet sich mit einem offenen Brief an Swiss-Chef Harry Hohmeister (siehe Seite 7). «Die Ankündigung von letzter Woche reiht sich ein in eine lange Serie von Eindrücken, dass die früher so heraufbeschworene Solidarität von Ihrer Airline mit Füssen getreten wird», ist dort zu lesen. Eberhard fordert Hohmeister auf, das Problem direkt mit den GDS zu lösen, «ohne dass die Reisebranche in corpore die Chose ausbaden muss». 

Und er kündigt handfeste Massnahmen zu einer Beschränkung der Zusammenarbeit an: Die Teilnahme von Hotelplan-Mitarbeitenden an den Swiss-Workshops wurde kurzfristig wieder abgesagt, und bei Hotelplans 80-Jahr-Jubiläum verzichtet der Veranstalter auf den bereits zugesicherten Sponsorenbeitrag von Swiss. Weiter will Hotelplan «sämtliche rechtlichen Mittel prüfen».

TUI-Suisse-CEO Martin Wittwer gibt sich zurückhaltender. «Die nächsten Schritte wollen gut überlegt sein, Schnellschüsse sind nicht angebracht.» Damit wolle er aber keinesfalls sagen, dass er den Entscheid der LH-Gruppe akzeptiere: «Wir dürfen uns nicht alles gefallen lassen. Wir verstehen zwar, dass sich der Markt stetig wandelt, doch die Art und Weise des Vorgehens von Swiss ist demotivierend. Mich stören vor allem die Ungleichbehandlung der Buchungskanäle und die Kurzfristigkeit der Ankündigung», so Wittwer.

Auch in den Flugabteilungen der Veranstalter herrscht grosser Unmut. «Die Airlines sehen generell nicht mehr, welchen Mehrwert wir für sie generieren», sagt Nick Gerber, Product Manager Flights von Globetrotter Travel Service. «Ich behaupte: Rechnet man alles richtig durch, sind wir der günstigste Vertriebskanal für die Airlines.» Es sei unglaublich, dass ein Direktkunde, der vielleicht einmal im Leben Lufthansa fliege, nun die besseren Konditionen erhalte als langjährige Partner mit einem Millionenumsatz.

Auch Marc Zinniker, Head Flight Procurement bei Kuoni, stellt die Rechnung in Frage. «Kommerziell kann ich den Entscheid bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, Aber der Betrag von CHF 16 geht für mich nicht auf – wenn man mit den GDS spricht, tönt es ein wenig anders. Geht es wirklich nur um die Deckung der Kosten, oder will die LH-Gruppe die Gunst der Stunde nutzen, um sich vom teuren stationären Vertrieb zu verabschieden?» 

Die Auswirkungen für Kuoni seien noch schwierig abzuschätzen. Es würden systemtechnische Änderungen nötig, und Tickets würden künftig wenn möglich bei Code-share-Partnern ausgestellt. Die neue Agenten-Website sei aufgrund fehlender Schnittstellen zu den eigenen Systemen unbrauchbar, und eine Direct-Connect-Lösung sei sehr teuer. Klar sei bereits, dass Kuoni die CHF 16 nicht absorbieren werde, sondern weiterverrechnen müsse, so Zinniker weiter.

Er hofft nun, dass andere Airlines das Momentum nutzen und mit vorteilhaften Konditionen auf den Markt kommen. Das Vertrauen in die Swiss hingegen sei zerrüttet: «Man fragt sich unweigerlich: Welche Ankündigung kommt als Nächstes?»

Stefan Jäggi