LH-Agententool fällt bei Commercial-Büros durch (Ausgabe 2015-25)

Geschäftsreiseprofis sehen im Moment keine Alternative zu den GDS.

Für die Geschäftsreisebranche bringt die angekündigte GDS-Gebühr der Lufthansa-Gruppe noch zusätzliche Herausforderungen mit sich. Hier schneidet das Agentenportal LHGroup-Agent.com besonders schlecht ab. Philippe Zbinden von Lufthansa City Center (Travac Business Travel) in Zürich hat zusammen mit einigen seiner deutschen LCC-Partnern ein Papier erstellt, in dem sie das neue Portal bewerten. 

Das Problem sei primär, dass die Plattform eine Insellösung sei und keine Schnittstellen zu den gesamten Reiseprozessen habe. Die daraus entstehenden Nachteile haben Zbinden und Co. säuberlich aufgelistet: keine objektive Beratung, sofortige Ticketausstellung, keine kurzfristigen Umbuchungen, eingeschränkte Unterstützung im Streikfall, keine Anbindung an Traveller-Tracking- Systeme, keine Hinterlegung von Reiserichtlinien, erhöhter Abrechnungsaufwand, keine Firmenkundenprofile, kein Price-Matching, keine Datenhoheit, keine Reportings etc. Das gesamte, leicht gekürzte Dokument finden Sie auf Seite 12. 

Andreas Stehrenberger, Head of Sales Client Management bei American Express Business Travel, kann viele dieser Punkte bestätigen. «Bei Buchungen über LHGroup-agent sind wir nicht mehr die Besitzer der PNR. Damit müsste man z.B. Umbuchungen telefonisch tätigen, was einem Rückfall in die Steinzeit gleichkommt.» Auch dass die Security-Lösungen der Firmenkunden nicht unterstützt werden, sieht er als grosses Problem.

Ausserdem befürchtet er, dass der Einkäufer eine schlechtere Verhandlungsposition gegenüber der Airline haben wird und sich quasi in den Blindflug begeben muss, da nicht mehr sämtliche Umsatzzahlen zur Verfügung stehen. «Zudem ist es nicht gänzlich auszuschliessen, dass aus dem Portal irgendwann eine Direct-Connect-Plattform für Firmenkunden gebaut wird und wir als TMC dann gänzlich aussen vor sind», so Stehrenberger. Er sieht im Moment nur eine Lösung: «Am Ende des Tages zahlt der Kunde wohl die CHF 16. Denn im Business Travel gibt es keine Alternative.»

Auch in Deutschland ist die Geschäftsreisebranche mit dem Entscheid der LH-Gruppe sehr unzufrieden. In einer Blitzumfrage des Geschäftsreiseverbands VDR geben 77% der befragten Geschäftsreise-Verantwortlichen an, dass Direktbuchungen über die LH-Website keine Alternative zu den bisher genutzten Buchungskanälen seien. Knapp 70% planen gar, ihr Geschäft von der Lufthansa-Gruppe wegzusteuern oder ziehen dies mindestens in Betracht.

Beat Eichenberger/Stefan Jäggi