«Die überarbeitete Version ist ein ‹back to the past›» (Ausgabe 2015-28)

Der Chef von TUI Suisse äussert sich zu den Auswirkungen des aktualisierten PBV-Informationsblatts auf sein Unternehmen und die gesamte Reisebranche.

Herr Wittwer, wie beurteilen Sie das Resultat der Aktualisierung des Informationsblatts zur Preisbekanntgabe und Werbung für Reiseangebote?

«Was lange währt, kommt gut» kann ich hier nicht ins Feld führen. Meiner Meinung nach ist die überarbeitete Version ein «back to the past» und entspricht nicht vollumfänglich dem aktuellen Markt und dem Kundenbedürfnis. Durch die Preisausschreibung in den Reisekatalogen in Euro mit Umrechnung in Schweizer Franken wollten wir die «Eurotransparenz» erreichen und somit gegen den Trend «Crossborder Shopping» ein Argument für den Handel anbieten. Auf der Gegenseite muss man nüchtern festhalten, dass die PBV strikt angewandt wird und die «Ausnahmeregelung» für Reiseveranstalter entfällt. Beizufügen ist auch, dass im neuen Informationsblatt für alle Reiseveranstalter das gleiche Schweizer Recht gilt und somit die Diskriminierung der Schweizer Veranstalter im aktuellen Marktumfeld entfällt. 

Welche Auswirkungen hat das auf TUI Suisse?

Wir bieten seit Einführung der Marke TUI die Preise in Schweizer Franken in unseren Vertriebssystemen (Internet und Reisebürovertrieb) an. In der Werbung, d.h. insbesondere Preislisten/Tabellen, werden wir die Europreise wieder durch CHF ersetzen. Wir übernehmen weiterhin das deutsche Preisgefüge des Mutterhauses und führen deshalb konkurrenzfähige und attraktive Preise in den Schweizer Markt. 

Welche Bedeutung haben die Ausführungen für die gesamte Schweizer Reisebranche?

Sie bedeuten, dass in der Werbung (dazu gehören die Reisekataloge) die Preisausschreibung zwingend in Schweizer Franken erfolgen muss. Dies hat Auswirkungen für grosse wie kleine Veranstalter und Reisebüros, insbesondere auch für Kreuzfahrten- und Spezialistenanbieter. 

Die Branche konnte sich über den SRV beim SECO einbringen. Wurde da genügend lobbyiert?

Der Verband hat sich diesbezüglich engagiert. Der Wettbewerb unter den Veranstaltern mit unterschiedlichen Interessen und Strategien hat diesen Prozess sicherlich erschwert. 

Der SRV spricht von Verschärfungen und Erleichterungen. Wer gehört zu den Gewinnern, wer zu den Verlierern?

Meiner Meinung gibt es nicht Gewinner und Verlierer. Der Kunde hat heute eine gute Markttransparenz und wenn diese nicht gegeben ist, sucht er sie. Die Herausforderung für die Reisebranche ist, die gesetzlichen Vorgaben mit dem Kundenverhalten in Einklang zu bringen.  

Sind die Spiesse nun gleich lang?

Die grosse Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft ist der starke Schweizer Franken. Ein Mindestkurs oder eine Anbindung an einen Währungskorb unterstützt unsere Forderung von gleich langen Spiessen. Zudem muss konsequent gegen Mitbewerber vorgegangen werden, welche die gesetzlichen Vorgaben umgehen. Dies auch, wenn diese im benachbarten Ausland sitzen. Dies ist eine grosse Herausforderung.

UH