Hotelplan Suisse integriert Travel.ch (Ausgabe 2015-28)

Ein zu kleiner Fisch im Teich

Dass es mit Travelwindow nicht mehr lange gut geht, zeichnete sich bereits ab. Bei der Jahresbericht-Präsentation musste Hotelplan einen zweistelligen Umsatzrückgang bekanntgeben, der auf strukturellen Problemen beruhte: ein volatiler, kompetitiver Markt für OTAs und explodierende Marketingkosten im Onlinebereich. 

Dabei war das 2000 von Roland Zeller gegrün-dete Unternehmen lange Zeit der Star am Schweizer Online-Reisehimmel. Auf Travel.ch wurden die Vergleichsmöglichkeiten gerühmt, mit Travelfeedback.com startete man eine Bewertungsplattform, mit Bedfinder.com eine Hotelsuchmaschine und mit Travel.at expandierte man – eigentlich alles die richtigen Schritte im Online-Reisegeschäft.

Tatsache ist aber auch, dass in OTAs mehrheitlich austauschbare Produkte angeboten werden und der Markt deshalb extrem preisgetrieben ist. Findet eine Konsolidierung statt wie zurzeit unter der Führerschaft der Online-Giganten Expedia und Priceline, bleiben die Kleinen auf der Strecke. Selbst wenn sie kompetitive Preise anbieten würden – sie können es sich gar nicht leisten, diese bei Google prominent darzustellen. Priceline gab 2014 USD 1,5 Mia. allein für Google-Marketing aus.

Bei Travelwindow kam aber auch interne Konkurrenz dazu. Als Hotelplan Suisse 2012 sein dynamisches Touroperating lancierte, erklärte Hotelplan-CEO Thomas Stirnimann, dass sich die Grenzen zwischen einem dynamischen TO und einer OTA immer mehr verwischen würden. Und Hotelplan ist nun mal der stärkere Brand als Travel.ch. Wer heute «Ferien London» bei Google eingibt, findet auf der ersten Seite Hotelplan- und Migros-Ferien-Produkte – aber keine von Travel.ch.

Ob die Marke Travel.ch längerfristig wirklich bestehen bleibt, ist deshalb in Frage zu stellen. Ja, sie hat einen gewissen Bekanntheitsgrad. Aber es ist sehr teuer, eine separate Marke online zu vermarkten – in einem Markt, in dem organisches Wachstum notabene kaum mehr möglich ist.

Stefan Jäggi