Die Reisebranche schlägt zurück (Ausgabe 2015-32)

Die Veranstalter reagieren mit ersten Massnahmen auf die angekündigte Distribution Cost Charge.

Die Schweizer Veranstalter führen aufgrund der GDS-Gebühr Massnahmen gegen die Swiss und die ganze Lufthansa-Gruppe ein. Hotelplan Suisse verlangt ab dem 1. September auf Tickets der LH-Gruppe einen «Komplexitätszuschlag» von CHF 10 (siehe Spotlight unten). Ausserdem wurden die Verkaufsmitarbeitenden angewiesen, die Kunden bei der Airline-Wahl gezielt auf «gute oder gar bessere Alternativen zu sehr oft tieferen Preisen» aufmerksam zu machen und auf die zu erwartenden Streiks bei der Lufthansa hinzuweisen. 

Bei Kuoni Schweiz wird ein Komplexitätszuschlag zurzeit intern diskutiert. «Mit der neuen Gebühr wird der Verkauf noch komplexer und führt bei uns zu Mehrarbeit», begründet CEO Marcel Bürgin dies. Ausserdem wurde das Kommissionsmodell des Ticketshops angepasst: Flüge der LH-Group werden statt mit maximal 4% nur noch mit maximal 0,5% kommissioniert. Weitere Massnahmen seien in Planung.

TUI Suisse hat die Provision für die Region Asien, Pazifik und Naher Osten per Anfang August ebenfalls von 4% auf 0,5% gesenkt. Anlässe der LH-Group werden nicht mehr besucht, die Marketingaktionen (z.B. gemeinsame Studienreisen, Workshops und Events) sind bis auf weiteres eingestellt. Die TUI-Gruppe sei zudem auf Vorstandsebene mit Lufthansa im Gespräch.

Auch Knecht Reisen plant eine Gebührenerhöhung für LH/LX-Buchungen; gemäss Roger Geissberger, CEO Knecht Reisegruppe, soll dies an der nächsten Geschäftsleitungssitzung beschlossen werden. «Eine Direktanbindung lehnen wir klar ab, weil dies für uns Mehrarbeit und fehlende Integration in die Systeme bedeutet. Die GDS-Welt ist heute die einzige Alternative für den Reisebürovertrieb, zumal wir hier immer noch Kickbacks erhalten», so Geissberger.

Globetrotter Travel Service hat gemäss Flugchef Nick Gerber schon Anfang Jahr, unabhängig von der neuen GDS-Gebühr, entsprechende Massnahmen eingeführt. «Diese kommunizieren wir nicht im Einzelnen, aber es geht um die Priorität der LH-Group-Airlines in den Systemen. Und die geplante GDS-Gebühr wird sicher nicht helfen, diese Priorität wieder zu verbessern.» Um den Homecarrier Swiss käme man kaum herum, aber es gehe auch um Lufthansa, Austrian und Brussels.

SJ