GDS-Incentives sind den Airlines ein Dorn im Auge (Ausgabe 2015-35)

Die «Kickbacks» von GDS an Reisebüros sind ein gut gehütetes Geheimnis – ein Annäherungsversuch.

«Irgendwann musste das aktuelle System zu einem Ende kommen. Über Jahre hinweg haben sehr viele sehr gut daran verdient – nur nicht die Airlines.» Dies sagte Swiss-CCO Markus Binkert vor zwei Monaten in einem TI-Interview und meinte damit den Umstand, dass die Airlines Segmentgebühren – bei der Swiss jedes Jahr ein hoher zweistelliger Millionenbetrag – an die GDS entrichten, welche dann wiederum einen Incentive oder Kickback an die Reise-büros zurückzahlen. Dies ist einer der Gründe, weshalb die Lufthansa-Gruppe nun ihre Distribution Cost Charge einführt.

Über diese Geldströme wird öffentlich nicht gerne gesprochen, zumal sie vertragsgebunden sind und im Fall der Incentives von der Anzahl verkaufter Flugsegmente sowie diverser weiterer Kriterien abhängen. Von den Brancheninsidern hört man, dass die Airlines ungefähr CHF 8 bis 9 pro Segment an die GDS entrichten müssen, wobei dies auch von der Region abhängt. In Asien, wo sich viele GDS den Markt aufteilen, sinkt der Betrag bis auf CHF 4 bis 5, in Afrika hingegen sind es bis zu CHF 12. Von diesen Beträgen fliesst ein tiefer einstelliger Frankenbetrag pro Segment an die Buchungsstelle wie z.B. ein Reisebüro oder einen Consolidator zurück; man spricht von maximal CHF 1 bis 2.

Diese Incentives wurden in den letzten Jahren immer wieder für strategische Zwecke genutzt. Als 2008 die Preferred Fares eingeführt wurden, begannen die GDS, die Incentives für LH- oder LX-Buchungen zu beschneiden. Und im Streit mit American Airlines 2010 bezahlte Travelport der eigenen Tochter Orbitz offenbar höhere Incentives, damit diese keine Bestrebungen im Bereich Direct Connect unternimmt.

Für die Reisebüros sind die Incentives ein willkommener Zustupf in einem System, in dem sich mit dem Verkauf von Flugtickets kaum mehr Geld verdienen lässt. Ein Inhaber eines kleinen Reisebüros sagt gegenüber TI, dass er pro Jahr etwa CHF 3000 mit solchen Incentives verdiene – immerhin. Bei den grossen Büros und v.a. bei den Consolidators dürfte der Betrag deutlich mehr ins Gewicht fallen.

Stefan Jäggi