FTI umgeht GDS-Gebühr (Ausgabe 2015-37)

Neue Player auf dem Vormarsch

Ungefähr 36 Stunden waren seit der Einführung der Distribution Cost Charge vergangen, als mit FTI der erste Veranstalter seinen Workaround präsentierte. Dies erstaunt insofern, als aus der Reisebranche mehrheitlich zu hören war, dass man zurzeit kein Interesse an Direct-Connect-Lösungen habe und man keine Alternative zum Buchungsweg via GDS sehe.

Ganz direkt an die Lufthansa Group angebunden ist der FTI-Ticketshop denn auch nicht. Der Buchungsweg führt über Farelogix – ein Name, der schon seit Jahren immer da auftaucht, wo die Airlines und die GDS ein Problem miteinander haben. Farelogix baut Direktanbindungen zu Airlines auf. Der Kunde, in diesem Fall der FTI-Ticket-shop, muss sich dort nur noch «einstöpseln». Wenn es schnell gehen muss, ist dies ein grosser Vorteil. Der deutsche Flugticket-Grosshändler Aerticket (der den Flugeinkauf übrigens gemeinsam mit FTI bestreitet) setzt seit wenigen Tagen ebenfalls auf diese Lösung und betont, dass man so dem Kundenwunsch nach einem neu-tralen Buchungstool, das der Datensammelwut der Airlines entgegenwirke, nachkommen könne. Es ist nicht auszuschliessen, dass die Bedeutung von Farelogix aufgrund der aktuellen Ereignisse massiv zunehmen wird. Andere Anbieter wie etwa Speedfares aus Dänemark könnten folgen. 

Wie oft bei Entwicklungen im Bereich der Travel Technology ist es auch hier ein deutscher Veranstalter, der in der Schweiz den ersten Schritt tut. Solche Entwicklungen sind nicht günstig; mit einer gewissen Konzerngrösse und den dazu gehörenden Skaleneffekten lässt sich ein solches Projekt einfacher stemmen. Sollten andere deutsche Konzerne nachziehen, wird dies auch den Druck auf die Schweizer Consolidators erhöhen, an ähnlichen Lösungen zu arbeiten.

Der tatsächliche finanzielle Nutzen für die Reisebüros ist bei der FTI-Lösung noch gering. Statt der GDS-Gebühr von CHF 16 zahlt man nun einfach eine Ticketing-Fee von CHF 10, dazu fällt ein allfälliger GDS-Incentive weg. FTI macht denn auch keinen Hehl daraus, dass dies vorerst wohl nicht der bevorzugte Buchungsweg werde. Sinnvoll ist eine solche Lösung trotzdem: Einerseits ist es eine Profilierungsmöglichkeit für einen Anbieter («Wir können die GDS-Gebühr umgehen!»), andererseits rüstet man sich damit auch für künftige Eventualitäten. Denn ob die Lufthansa Group auch in Zukunft noch den kompletten Flugcontent den GDS zur Verfügung stellt, ist nach der Abschaffung der Full-Content-Verträge mehr als fraglich.

Stefan Jäggi