Flughafen Zürich senkt Gebühren (Ausgabe 2015-37)

Ein erster Schritt – weitere werden folgen

Seit Jahren beklagen die Fluggesellschaften – allen voran der Homecarrier Swiss – die Gebühren am Flughafen Zürich. Sie seien im europäischen Vergleich zu hoch, der Flughafen verliere an Wettbewerbsfähigkeit. Eine Aussage von Swiss-CEO Harry Hohmeister, es gäbe auch Alternativen zu Zürich, schreckte vor einigen Jahren die ganze Schweiz auf. Für Easyjet, Platzhirsch in Basel und Genf und auf stetigem Expansionskurs, sind die Gebühren mitentscheidend, ab Zürich nur Flüge nach London Gatwick und Luton anzubieten. Und für Ryanair scheint Zürich weiterhin kein Thema zu sein.

In Zeiten umfassender Sparprogramme bei den Airlines war es vor allem die Swiss, welche auch von den Zulieferern und Dienstleistern einen Beitrag an die Senkung der Kosten verlangte. Damit war auch der Flughafen gemeint, der sich lange gegen eine Gebührensenkung aussprach und die Kostenstruktur in der Schweiz sowie die hohe Qualität des mehrfach ausgezeichneten Flughafens ins Feld führte.

Ein klärendes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hat nun Bewegung in die Diskussion gebracht. Ein revidierter Gebührenvorschlag für eine vierjährige Periode wurde mit den Beschwerdeführern, darunter die Swiss, weiteren Airlines und dem B.A.R. (Board of Airline Representatives) vereinbart. Der Flughafen Zürich will die Fluggesellschaften und Passagiere jährlich mit satten CHF 40 Mio. entlasten. Das sind immerhin mehr als 6% der jährlichen Gebührenerträge von rund CHF 600 Mio. Möglich gemacht haben dies laut Flughafen eine reduzierte Kostenbasis dank striktem Kostenmanagement und Investitionsdisziplin sowie der stetig ansteigende Anteil an abfliegenden Lokalpassagieren. Deren aktuelle Gebühr beträgt CHF 36.40 und ist damit um einiges höher als jene der Transitpassagiere mit CHF 18.90.

Angesichts des weltweiten Wettbewerbs und der immensen Luftfahrt-Expansion im arabischen Raum müssen nicht nur die europäischen Airlines, sondern auch die Flughäfen reagieren. Der neue Gebührenvorschlag, der vom BAZL noch abgesegnet werden muss, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens. Positive Reaktionen gab es sogar aus Deutschland. Der Bundesverband der deutschen Fluggesellschaften – einige der Mitglieder fliegen Zürich an – spricht von einem guten Signal, das man sich auch von den deutschen Flughäfen wünschen würde. Der für Zürich gefundene Kompromiss ist ein Schritt in die richtige Richtung. Weitere werden folgen.

Urs Hirt