WTA-X Travel: Schaden im Millionenbereich? (Ausgabe 2015-40)

Nach der Konkurseröffnung arbeitet der Schweizer Garantiefonds unter Hochdruck.

Ein komplexer Fall beschäftigt derzeit den Schweizer Garantiefonds. Die Veranstalter-Gruppe WTA-X Travel, die operativ von Deutschland aus geführt wird, hat Insolvenz erklärt (TI berichtete). Zu ihr gehören neben deutschen Töchtern auch die WTA-X Travel AG und die Arg viel Ferien GmbH, beide mit Sitz in Wald (ZH). Diese waren seit 2009 Teilnehmer am Garantiefonds, welcher darum für alle Buchungen, die über die beiden Veranstalter liefen, zuständig ist. «Wir sind auf Hochtouren daran, die Abreisen bis zum 4. Oktober zu sichern», informiert Stefan Spiess vom Garantiefonds. 

Er und der in Deutschland bestellte Insolvenzverwalter verhandeln mit Leistungsträgern, die nach ausgebliebenen Zahlungen offenbar von sich aus storniert hatten. Nun tun sich wegen der Herbstferien Kapazitätsprobleme auf. Ebenfalls prüfe man, welche Anteile wo produziert wurden und wer in der Folge wofür zuständig ist. Durch Reiseportale, die als .ch, .travel oder .com von überall her gebucht werden könnten, sei eine gewisse Komplexität gegeben, räumt Spiess ein. Vorwürfe, der Garantiefonds habe seine Kontrollpflichten vernachlässigt, lässt er jedoch nicht auf sich sitzen. Man überprüfe regelmässig den Geschäftsgang der Teilnehmer. Erst vor kurzem habe man eine markante Erhöhung der Garantiesumme von WTA-X verlangt. «Diese wurde fristgerecht geleistet», so Spiess. Zur kolportierten Höhe der aktuellen Garantiesumme von CHF 800000 äussert sich Spiess nicht. In Wald ist der ehemalige VR-Chef von WTA-X, Jochen Gehlert, zu dieser Frage nicht mehr zu erreichen. 

Laut der deutschen «FVW» sind rund 14000 Kunden betroffen, wovon die Hälfte unter deutsches, die andere Hälfte folglich unter Schweizer Recht falle. Bei den deutschen Veranstaltern TTS Reisen und AMA Reisen geht man von ausstehenden Zahlungen von rund EUR 2 Mio. aus. Mindestens genauso viel müssen es also bei den Schweizer Firmen sein. Die Rückstellungen für Schadensfälle des Garantiefonds liegen laut Geschäftsbericht bei rund CHF 10 Mio., plus einer Versicherung über CHF 4 Mio. Spiess hofft, dass so viele Reisen wie möglich zur Durchführung kommen, das minimiere den Schaden für alle Beteiligten, auch für den Garantiefonds.

SG