Eine Kundengeldlösung für die «Kleinen» (Ausgabe 2015-45)

Die Vereinigung Fair will mit ihrem Reisegarant dank Sicherungsscheinen mehr Kontrolle erreichen.

Die Reisebürovereinigung Fair (Federation of Active and Independent Retailers) will per 1. Januar 2016 mit einer eigenen Kundengeldabsicherung, dem Fair Reisegarant, starten. 

Bislang könnten sich kleine Reisebüros oder Freelancer eine Absicherung aufgrund der hohen Kosten der Garantiesumme und des Jahresbeitrags oft nicht leisten, so der Vorwurf von Gründungsmitglied Marcel Gsell (Sunshine Reisen) an der Fair-Pressekonferenz am Swiss Travel Day. Zudem kritisierte er die fehlende Transparenz bei den bisherigen Modellen.

Claude Ferrari, Geschäftsführer des Fair Reisegarant ergänzte: «Wenn man die bisherigen Schadenfälle beispielsweise beim Garantiefonds anschaut, waren immer grössere Reisebüros in Insolvenzfälle verwickelt. Der Geschäftsgang kleinerer Büros war einwandfrei – belastet wurde ihnen trotzdem immer der volle Betrag, womit sie für die Grossen zahlten.»

Mit dem Fair Reisegarant soll sich dies ändern. Eine einfache Handhabung und Transparenz hätten höchste Priorität, so Gsell. Diese sollen zum einen garantiert werden, indem das Reisebüro via eine spezielle Website über den Wert jeder einzeln gebuchten Pauschalreise einen Sicherungsschein ausstellt, welcher mit einem Code versehen ist. Mit diesem Sicherungscode kann der Kunde jederzeit seine eigene Police über die Website einsehen und die Absicherung seines Feriengeldes überprüfen. Zum anderen ist es so für den Fair Reisegarant möglich, die Summe der abgesicherten Beträge eines Reisebüros laufend zu kontrollieren. 

So könnte Fair intervenieren, wenn der zuvor angegebene Jahresumsatz überschritten würde. Für jeden ausgestellten Sicherungsschein muss das Reisebüro gemäss Ferrari eine kleine Gebühr entrichten; in welcher Höhe ist bisher unklar. «Weiter ist es die Idee, dass bei gutem Geschäftsverlauf von mindestens zwei bis drei Jahren der jährliche Beitrag für das Reisebüro gesenkt werden kann», erklärt Ferrari. Noch offen ist zurzeit, wie die Gebühr für die Kundengeldabsicherung auf den Kunden abgewälzt werden kann. Diese Fragen sollen bei einer Sitzung am 9. November geklärt werden.

Anträge für eine Mitgliedschaft bei der Genossenschaft können ab sofort gestellt werden. Bei der Retailervereinigung Fair muss man dafür nicht Mitglied sein. Als Voraussetzung müssen ein Handelsregisterauszug und die Bilanzen der letzten drei Jahre eingereicht werden. 

Die garantieeinlage beträgt mindestens CHF 20000, ist aber abhängig vom zu versichernden Umsatz über den Fair Reisegarant, genauso wie der Jahresbetrag von mindestens CHF 350. Zudem muss eine einmalige Prüfungsgebühr von CHF 1000 geleistet werden. Die genauen Aufnahmebedingungen und das Betriebsreglement sollen ab dem 10. November erhältlich sein

Jessica Weber