Fair lanciert eigenen Reisegarant (Ausgabe 2015-45)

Der Praxistest steht noch aus

Das Thema Kundengeldabsicherung hält sich auf der Branchenagenda weit oben. Nach dem Schadenfall WTA-X beim Schweizer Garantiefonds ist der Vereinigung Fair und ihrem neuen Reisegarant die Aufmerksamkeit sicher. Positiv ist, dass Fair sich einer seit Jahren diskutierten Problematik annimmt und die Hürden der Kundengeldabsicherung für die Kleinen der Branche tieferlegen will. Auch die Absicht, mehr Transparenz zu schaffen, ist nach den jüngsten Erfahrungen zu begrüssen. Mit der Einführung des Sicherungsscheins nach deutschem Vorbild setzt Fair um, was andere erst andenken. 

Vor dem endgültigen Start müssen jedoch noch einige Fragen geklärt werden. Wie z.B. wird der finanzielle Start aussehen, woher kommt der Grundstock an Sicherungsgeldern? Was passiert, wenn es bereits im ersten Jahr einen Schadenfall geben sollte? Eine Rückversicherung gibt es vorerst nicht. Wer soll die stetige Kontrolle über die Mitglieder und deren Aktivitäten übernehmen, wenn die Menge der Teilnehmenden steigt?  

In Sachen Risikominimierung gibt Fair an, dass man bei der Aufnahme besondere Vorsicht walten lassen wolle. Hier wird es von Vorteil sein, dass sich zunächst vor allem Fair-Mitglieder melden werden, die man gut kennt. Interessant ist der Ansatz, dass durch die Sicherungsscheine eine 1:1-Kontrolle der abzusichernden Leistungen möglich ist. Die Überprüfung der Teilnehmenden vor und auch nach dem Einstieg beim Reisegarant wird für Fair entscheidend sein. Denn die branchentiefsten Einstiegshürden und Beiträge könnten «Risikopatienten» anziehen. Beim Garantiefonds z.B. geht man von einem wackligen Geschäftsmodell aus, wenn ein Anwärter die Mindestgarantiesumme nicht aufbringen kann. 

Fair muss nun beweisen, dass das Modell Reisegarant in der Realität funktioniert. Dass das momentan gültige Pauschalreisegesetz an sich schon viele Fragen offenlässt, macht die Sache nicht einfacher. 

Stephanie Günzler