Anschläge in Paris (Ausgabe 2015-47)

Die Angst im Gepäck

Nachdem Paris bereits zum zweiten Mal zum Schauplatz terroristischer Anschläge wurde, ist die Reisebranche mit der Frage konfrontiert, welche Folgen die tragischen Vorfälle auf die gesamte Industrie haben werden. Höchstwahrscheinlich wird nicht nur Paris, sondern werden alle Europa-Destinationen die gedämpfte Reiselust der Kunden zu spüren bekommen. 

Angesichts des Terrors ist ein mulmiges Gefühl bei Städtereisenden kein Wunder, hatten in den letzten zehn Jahren doch verschiedene europäische Grossstädte, neben Paris auch Madrid, Amsterdam, London, Stockholm, Brüssel und Kopenhagen, schwere terroristische Akte zu verzeichnen. Experten prognostizieren weitere Angriffe in dieser Grössenordnung, und sogar in schnellerem Takt. 

Terrorismus ist schon lange zum globalen Problem geworden, das nun auch vor unserer Haustüre stattfindet. Damit nimmt nicht nur die Reiselust an bestimmte Destinationen ab, sondern es ist zu befürchten, dass sich die Kunden generell vermehrt fragen werden, ob sie momentan überhaupt verreisen sollen. In den Köpfen der Leute sind Reisen unberechenbarer denn je geworden.

Dass der Ruf nach längerfristig strengeren Sicherheitsmassnahmen und Grenzkontrollen bereits lauter geworden ist, ist verständlich. Es muss jedoch in Betracht gezogen werden, dass auch solche Massnahmen die Reiselust beeinträchtigen. Zudem können sie nicht nur den Kunden in seiner Reisefreiheit, sondern auch das Reisebüro in seiner Geschäftstätigkeit massiv einschränken und zusätzliche Kosten verursachen. 

Die Reaktionen der TOs, welche kostenlose Annullationen und Umbuchungen für Paris-Reisende ermöglicht haben, obwohl keine EDA-Reisewarnung existiert, sind als sehr kulant zu werten. Die verunsicherten Kunden werden diese Kulanz zu schätzen wissen – wenn schon das Vertrauen ins Reisen leidet, bleibt wenigstens das Vertrauen in die Reisebranche.

Jessica Weber