Travel.ch gibt Anlass zu Struktur-Reformen (Ausgabe 2015-49)

Hotelplan stellt sich dem OTA-Kampf

Zu klein, zu teuer, zu alte Technik. Das waren die Gründe für den Transfer von Travel.ch zu Hotelplan Suisse und die Auflösung der Dachmarke Travelwindow. Mit dem Entscheid, Travel.ch nicht sterben zu lassen, sondern als eigene Marke weiterzubetreiben, stellt sich Hotelplan Suisse dem sprichwörtlichen Kampf David gegen Goliath und gibt sich im Wettbewerb mit Giganten wie Priceline (Booking.com, Kayak) und Expedia (Trivago, Travelocity, Orbitz) nicht geschlagen. 

Ein zentrales Element, das zwischen Erfolg und Misserfolg entscheidet, heisst nach wie vor Google. Im Bieterwettstreit um die begehrtesten Keywords und bei den sonstigen milliardenschweren Tricks des Google-Marketings kann einem kleinen Player schnell einmal die Luft ausgehen. Jeder, der im Internet um die Gunst der Reisekunden wirbt, weiss, wovon die Rede ist. Dass Google selbst mehr und mehr im Online-Reisebusiness mitmischt, sorgt für zusätzlichen Druck. 

Die Aussage, man wolle mit «cleveren Keywords» dem teuren Keyword-Mainstream ausweichen, macht neugierig. Schliesslich ist Hotelplan nicht der einzige Player, der mithilfe interner und externer Experten versucht, mit seinen Angeboten in die oberen Google-Ränge zu gelangen. Dass in der neuen Organisationsstruktur SEO (Suchmaschinenoptimierung) und SEA (Suchmaschinenmarketing) gemeinsam mit der Yield- und Produktsteuerung dem Performance-Management zugeordnet sind, macht daher viel Sinn. Ebenso wie die Bündelung der B2C-Callcenter, sämtlicher Online-Aktivitäten und des Web- und Social-Media-Marketings unter einer Führung. In der Realität sind On- und Offline längst verschmolzen, Zeit, dass es auch hinter den Bürotüren geschieht. 

Mit Travel.ch will sich Hotelplan Suisse ein Kundensegment sichern, das sich mit Migros, Globus und Hotelplan offenbar nicht zufriedenstellend abdecken lässt: jung und preissensibel. Gerade das junge Zielpublikum ist aber wenig markentreu und wechselt schnell vom Schweizer Brand zum nächstbesseren oder nächstschnelleren Anbieter. Und in Sachen Geschwindigkeit hat Travel.ch noch so einiges nachzuholen, wartet man heute doch noch gut und gerne 20 bis 40 Sekunden auf ein Ergebnis. Da ist Hotelplan aber dran. Ebenso wie an einer anderen entscheidenden Chance: der individualisierten Kundenansprache. Mit einem fein abgestimmten Zielgruppenmarketing kann einer, der seine Kunden gut kennt, viel erreichen. Und hier ist Travel.ch innerhalb von Hotelplan Suisse sicher besser aufgestellt als zuvor. Allein dadurch, dass die dafür nötige Technologie künftig gemeinsam genutzt und weiterentwickelt werden kann. 

Stephanie Günzler