Easyjet und Vueling attackieren Swiss (Ausgabe 2016-01)

Luft wird auch in Zürich dünner

Die Hauptkonkurrenten der Swiss innerhalb Europas sind eindeutig die Low Cost Carriers. Während die Schweizer Airline in Genf mit allen Mitteln gegen die Billiganbieter vorgeht – u.a. führte sie ihre One-Way-Tarife und den Handgepäcktarif zuerst in Genf ein – und in Basel die Segel gestrichen hat, wurde sie in Zürich bisher weitgehend verschont. Die starke Position der Lufthansa-Gruppe und v.a. die hohen Gebühren schreckten die Billig-anbieter ab, wenn man mal von Air Berlin absieht.

Doch in letzter Zeit nehmen die Bestrebungen von Low Cost Carriers in Zürich zu. Den Angriff von Etihad Regional 2014/15 konnte Swiss mit einer grossen Gegenoffensive und der gütigen Mithilfe des BAZL zwar abwehren. Dass sie drei der damals 22 neuen Europa-Strecken ab Zürich schon wieder einstellen muss, zeigt aber, dass sie bei diesem Gegenschlag tief in die Tasche greifen musste.

Die jüngsten Angriffe von Easyjet und Vueling fallen im Vergleich dazu moderat aus. Easyjet attackiert die Lufthansa-Airlines auf der Strecke Zürich–Hamburg eher halbherzig – ohne tägliche Flüge und mit für Geschäftsreisende unattraktiven Flugzeiten. Dennoch: In der Vergangenheit hat Easyjet den Flughafen Zürich stets als zu teuer empfunden und nur das allernötigste Programm, sprich nach London, aufrechterhalten. Dass sie von dieser Strategie nun abweicht, wird bei der Swiss die Alarmglocken schrillen lassen.

Mit Vueling scheint sich zudem ein weiterer Low Cost Carrier in Zürich immer wohler zu fühlen. Für den kommenden Sommer hat er sein Angebot verdoppelt; das dürfte nicht nur Swiss spüren, sondern wegen drei neuen Destinationen auf den Kanaren auch Edelweiss. Ausserdem hat Vueling stark an ihren System-Anbindungen und den Zusatzprodukten für Geschäftsreisende und Vielflieger gearbeitet. Und sie hat Zürich ganz offensichtlich als Expansionsmarkt definiert. Es sieht so aus, als würde die Luft für das Europageschäft von Swiss auch an ihrer Homebase immer dünner.

Stefan Jäggi