Wie verkraftet Kuoni Schweiz die Integration? (Ausgabe 2016-02)

Management muss Sicherheit vermitteln

Während die Kuoni Group mit dem offenbar geplanten Totalausverkauf weiterhin für Negativschlagzeilen sorgt, soll Kuoni Schweiz 2016 wieder erfolgreich Reisen verkaufen. Gar nicht so einfach. Muss man doch davon ausgehen, dass für die meisten Konsumenten Kuoni einfach Kuoni ist. Der Verbraucher unterscheidet (immer noch) nicht zwischen der Gruppe als einstiger Besitzerin und den Reisebüros, die jetzt der deutschen DER Touristik gehören. Das weiss auch DER-CEO Sören Hartmann. Es ist zu hoffen, dass es innerhalb der Branche inzwischen anders aussieht.

Auch intern ist die Verunsicherung bei Kuoni Schweiz offensichtlich noch latent vorhanden. Als die Schweizer Einkäufer an der Neuen Hard vergangene Woche erfuhren, dass der Einkauf nicht nur für den Package-, sondern auch für den Modular-Bereich künftig von Deutschland aus koordiniert wird, fragten sich manche, was das für die Zukunft ihres Arbeitsplatzes in Zürich bedeutet. Allerdings stellte Kuoni Schweiz schnell klar, dass es zunächst allein um die Umstellung auf die DER-Systeme gehe und «Stand heute keine Veränderungen im Personalbestand erkennbar» seien. Eine grosse Überraschung war es ohnehin nicht, dass die deutsche Mutter die Integration der Schweizer Tochter mit allen Konsequenzen vorantreibt. Diese kann durchaus auch positive Folgen für die Angestellten haben. Stichworte: Synergien und IT-Zukunft. Ob DER jedoch künftig wirklich weder im Package- noch im Modular-Bereich versuchen wird, an einigen Stellen statt eines deutschen und eines Schweizer Salärs lieber nur noch ein deutsches Gehalt bezahlen zu müssen, ist natürlich fraglich.

Im TI-Interview letzten Oktober betonte Sören Hartmann explizit, dass er von einer totalen Zentralisierung wenig hält und die Schweizer weiterhin auch exklusiven Content anbieten sowie bei der Preisgestaltung mitreden werden. Das klingt logisch, schliesslich ist der Schweizer Kunde nicht 1:1 gleichzustellen mit dem deutschen. Das gilt vor allem im Bereich hochwertige Bausteinreisen und damit nicht zuletzt für die Spezialisten. Hier müssen die Schweizer nun zeigen, was sie draufhaben. 

Um die Stimmungslage in der Schweiz indes muss sich vor allem das Kuoni-Management hierzulande kümmern. Dazu gehört es nicht nur, die Konsumenten mit den Produkten zu überzeugen, Kuoni Group hin oder her. Auch die Mitarbeitenden gilt es hinter sich zu bringen. Nur wenn diese klar wissen, was auf sie zukommt, werden demotivierende Gerüchte unterbunden. Und das gilt nicht nur für die Zentrale, sondern auch für die Filialen, in denen die Agenten die Produkte mit Verve verkaufen sollen. 

Stephanie Günzler