Codeshares sorgen für Aufruhr (Ausgabe 2016-03)

Alle haben Angst vor Golf-Airlines

Bittbriefe an die deutsche Bundeskanzlerin, ein Abgesang auf Air Berlin, Warnungen an internationale Investoren vor dem deutschen Protektionismus: Etihad-CEO James Hogan und seine Partner haben dick aufgetragen im Kampf um die strittigen Codeshare-Flüge. Warum? Weil es um mehr ging (und immer noch geht) als um 31 Flüge. Es geht um Macht und um Etihads Gesamtstrategie.

Mit Partnern wie Air Berlin, Alitalia, Air Serbia oder Etihad Regional, an denen Etihad finanziell beteiligt ist, verschafft sich die Airline aus Abu Dhabi Zugang zu Märkten, die für sie sonst eingeschränkt erreichbar wären. Während das BAZL die Codeshares von Etihad und Etihad Regional für die Schweiz gleich bis 2022 genehmigt hat, tut sich das deutsche Luftfahrtbundesamt schwer, Air Berlin und damit indirekt der Konkurrenz vom Golf freie Bahn zu geben. Die Behörde fühlt sich der deutschen Wirtschaft verpflichtet und nimmt die Proteste von Konkurrenten wie Lufthansa und Condor ernst, die sich von den Golf-Airlines bedroht fühlen.

Bei allem spielen die Vorwürfe, die Golf-Carrier würden von ihren Staaten wettbewerbswidrig mit Ölmilliarden unterstützt, eine Rolle. Auch die grossen US-Carrier liegen im Dauerclinch mit den Emiraten und fordern eine Limitierung des Open-Sky-Abkommens. Sie wären wohl dankbar für politische Unterstützung à la Deutschland. Mit Rückendeckung aus Frankreich will man das Thema Flugrechte dort nun sogar an die EU abgeben, auf dass die Golfairlines sich künftig mit europäischen Wettbewerbshütern anlegen müssen statt nur mit einzelnen Staaten. 

Das Thema bleibt hochpolitisch und es ist gut, dass nationale Luftverkehrsrechte nicht dem freien Wettbewerb zum Frass vorgeworfen werden, solange kein Protektionismus droht. Für den Erfolg international operierender Airlines ist es indes entscheidend, mit erstarkenden Netzwerken wie Etihad Airways Partners mitzuhalten und strategische Partnerschaften zu knüpfen. Ausgeklügelte Codeshare-Netze sind nur ein Teil des Ganzen.

Stephanie Günzler