PBV bringt Ärger statt Gerechtigkeit (Ausgabe 2016-05)

Das Währungs-Chaos ebbt nicht ab

Wer muss seine Preise in der Schweiz wie ausweisen? Seit der Anpassung des Informationsblattes zur Auslegung der Preisbekanntgabeverordnung für Reiseangebote (einfacher: PBV) zum 1. Januar 2016 herrscht in der Branche ganz offensichtlich Verwirrung pur. Das Praxisbeispiel Fespo bestätigt diesen Eindruck, den man als Beobachter schon seit Monaten hat. Euro-Kataloge oder Franken-Kataloge? Umrechnungstabelle oder Preistabelle? Was gilt fürs Reisebüro, was für den TO? Was dürfen Ausländer, was Schweizer? Keiner blickt mehr durch.

Eigentlich sollte die neue Interpretationshilfe für die PBV ja für mehr Ordnung und v.a. für gleich lange Spies-se zwischen Anbietern aus dem Euro-Ausland und dem Schweizer Inland sorgen. Wer in der Schweiz Reisen verkauft, soll dies unter den gleichen Bedingungen tun. Wenn jedoch keiner weiss, was er zu tun hat und es zudem Schlupflöcher gibt, ist es kein Wunder, dass die PBV statt für mehr Gerechtigkeit für mehr Ärger, Frust und zudem Aufwand für alle Beteiligten sorgt.

Ins Bild passt, dass offenbar nicht einmal die Vollzugs-Behörden – in diesem Fall die Stadtpolizei Zürich – genau Bescheid wissen, was nun eigentlich gilt. Sie hätten geschaut, dass alle Euro-Anbieter Umrechnungstabellen auflegen, hiess es auf Anfrage. Davon, dass für Aussteller mit Niederlassung oder Vertriebssystem in der Schweiz diese eben nicht mehr ausreichen, schien man nichts zu wissen.   

Im Falle Fespo will nun offenbar die Messeleitung gemeinsam mit dem Seco alle Aussteller mit Unterlagen versorgen und genau informieren, was in der Schweiz denn nun erlaubt ist und was nicht. Eine schwierige Aufgabe, wenn die Dokumentation verständlich sein, aber gleichzeitig nicht wie ein abschreckendes Paragrafen-Monstrum daherkommen soll. Gleiche Bedingungen herzustellen, ist nämlich ebenso Aufgabe der Messe, wie sich als attraktiver Ausstellungsort für Anbieter aus dem Aus- und Inland zu vermarkten. 

Und dann bleibt immer noch offen, ob sich die Aussteller auch an die Regeln halten. Denn mit Euro-Preisen zu werben, scheint nach wie vor ein grosser Wettbewerbsvorteil zu sein. Trotz aufwändiger Gegenkampagnen vermuten die Verbraucher die günstigeren Preise immer noch bei den Euro-Anbietern. Das zeigt u.a. der Ansturm am Fespo-Stand des Grenz-Reisebüros Pomorin, der in diesem Jahr mindestens so gross war wie in den Jahren zuvor. «Euro–Preise ab Zürich» – das zieht. Ob das Schild an der nächsten Fespo wieder stehen wird? Man darf gespannt sein.    

Stephanie Günzler