EQT will Kuoni Group definitiv übernehmen (Ausgabe 2016-05)

Weiterer Schritt zur Zerschlagung?

Nach 110 Jahren werden wohl auch die letzten Teile des Schweizer Traditionsunternehmens Kuoni in ausländische Hände übergehen. Letztes Jahr wurde das Veranstaltergeschäft veräussert, jetzt hat der Verwaltungsrat der Kuoni Group einen Käufer für die restlichen drei Geschäftsfelder GTS, GTD und VFS Global gefunden. Die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT hat das Rennen gemacht und wird nun ein öffentliches Kaufangebot für die an der Börse gehandelten Kuoni-Namensaktien B unterbreiten. Ausgeschlossen vom Verkauf sind die Namensaktien A, die von der Kuoni und Hugentobler-Stiftung gehalten werden. Die Stiftung will innerhalb einer mit EQT abgeschlossenen Vereinbarung zusammen mit dem neuen Mehrheitseigner und dem bisherigen Management-Team die Kuoni Group in eine erfolgreiche Zukunft führen.

Im Fokus steht einmal mehr Noch-Verwaltungsratspräsident Heinz Karrer. Trotz massiver Kritik ist er überzeugt, richtig und im Sinne des Unternehmens gehandelt zu haben. Die neuen Eigentümer würden die Kuoni Group stärken und die einzelnen Geschäftsfelder besser weiterentwickeln, als dies bisher möglich gewesen sei. Die Option einer Kapitalerhöhung scheint man bei Kuoni in Betracht gezogen, aber wohl als unrealistisch verworfen zu haben. All dies kann letztlich auch als Eingeständnis des Scheiterns des bisherigen Verwaltungsrates und Managements gedeutet werden. Lange mit Kuoni herumschlagen müssen sich Karrer und seine VR-Kollegen ohnehin nicht mehr. Sollte das öffentliche Kaufangebot erfolgreich sein – wovon ausgegangen werden kann –, wird der gesamte Verwaltungsrat zurücktreten und die Kuoni-Aktie wird dekotiert, also an der Börse nicht mehr gehandelt. 

EQT setzt auf nachhaltiges Wachstum und Investitionen und sieht bei Kuoni noch grosses Entwicklungspotenzial. Hellhörig wird man aber spätestens dann, wenn EQT davon spricht, dass man die drei Bereiche möglichst autonom führen möchte. Dies käme einer Zerschlagung der Kuoni Group gleich. Ob es die Gruppe dann als gemeinsames Dach noch braucht, wäre mehr als fraglich.  

Die nächsten Monate werden zeigen, ob EQT und Stiftung letztlich wirklich die gleichen Ziele verfolgen. Nach der ausserordentlichen Generalversammlung, der Wahl eines neuen Verwaltungsrates und dem Abschluss des Deals dürfte es etwas ruhiger um Kuoni werden. Jedenfalls vorerst. Dies wird vor allem Kuoni Schweiz freuen, leidet das Reisegeschäft nun doch seit mehr als einem Jahr unter den Turbulenzen rund um den Namen Kuoni. Denn der Konsument kann noch immer nicht unterscheiden zwischen Kuoni Schweiz und Kuoni Group.

Urs Hirt