Cets lanciert Hybrid-Lösung (Ausgabe 2016-07)

Kompromiss zwischen hübsch und praktisch

Man kennt das Spannungsfeld aus der Airline-Branche: Die Fluggesellschaften wollen ihre Produkte in ihrer ganzen Vielfalt und Pracht anpreisen, die GDS brauchen möglichst standardisierte und vergleichbare Daten – schliesslich sind sie Vergleichsportale. 

Bei den Tour Operators verhält es sich nicht anders. Um sich von der grauen Masse abzuheben, wird viel Geld in die Produktentwicklung und Differenzierung gesteckt. Dann will man im Vertrieb aber nicht auf ein paar Zahlenreihen reduziert werden, sondern seine teuer erarbeiteten USPs schön anschaulich darstellen. Am besten klappt dies natürlich in den eigenen Vertriebssystemen. Die Reisebüros hingegen hängen stark an den standardisierten Systemen, die Vergleiche erlauben, seien es die GDS im Flugbereich oder die Reservationssysteme wie Cets, Tour Online etc. im Veranstalterbereich. Die Erfahrung zeigt: Egal mit welcher spektakulären Neuerung die Veranstalter aufwarten, die erste Frage der Reisebüro-Agenten lautet meist: «Ist es auch im Cets buchbar?»

Ist es das nicht, wird man schnell abgestraft. Kuoni hat bei der Lancierung seines Systems Tango die Fernstreckenprodukte aus dem Vergleichstool von Cets herausgenommen, was die Reisebüros ganz und gar nicht goutierten. Und als TUI in Deutschland teilweise aus den Reservationssystemen Toma und Merlin ausstieg, stellte die TUI-Suisse-Führung rasch klar, dass man in der Schweiz ganz klar weiterhin im Cets buchbar bleibe – auch wenn man «der Meinung ist, dass unser Vertriebssystem Iris.plus viel moderner ist und in der Beratung mehr nützliche Funktionen bietet».

Cets versucht mit seinem Hybrid-Modell jetzt, die beiden Ansprüche miteinander zu verbinden. Wie gut die Lösung ist, wird man sehen, sobald der erste Anbieter live ist. Zentral wird sein, wie harmonisch der Switch zwischen den beiden Systemen verläuft. Der Reisebüro-Agent muss sich immer zurechtfinden können, auch wenn er «umgeleitet» wird. Von der Anbieterseite her hört man jedenfalls schon einmal sehr positive Töne.

Volle Vergleichbarkeit und gleichzeitig die komplette Sichtbarkeit gemäss den Vorstellungen der TOs und Leistungsträger wird es wohl nie geben. Die Anbieter wollen ja gar nicht immer vergleichbar sein, sondern in erster Linie ihre Vorzüge attraktiv darstellen können. Im B2B-Vertrieb wird die Zukunft in der goldenen Mitte liegen, in einer Kompromisslösung. Cets Hybrid ist ein grosser Schritt zu einer solchen Lösung.

Stefan Jäggi