Mässiger Jahresstart bei Generalisten (Ausgabe 2016-09)

Kurzfristig statt sorglos

Die Buchungsstände bei den Generalisten sind wenig überraschend und sprechen eine deutliche Sprache: die der Zurückhaltung und Kurzfristigkeit. Die Kumulation der Anschläge und die immer kürzeren Abstände dazwischen lassen Reisende beim Buchen vorsichtiger werden. Konnte man früher meist von einer raschen Erholung sprechen, wenn eine beliebte Destination von Unruhen heimgesucht worden war, scheint es jetzt angesichts der Häufung der Vorkommnisse eine generelle Unsicherheit bei den Reisenden zu geben.

Trotzdem: Reisen will man nach wie vor. Nur: Kunden versuchen, das Risiko besser zu kalkulieren, indem auf Badeferiendestinationen in westliche Richtung ausgewichen oder auf Kurzfristigkeit gesetzt wird. Das ist offenbar die derzeitig grosse Trendwende bezüglich des Buchungsverhaltens. Galten die ersten Monate des Jahres lange als buchungsstärkste und auch für den Verlauf des restlichen Jahres wegweisend, manifestiert sich hier eine Verschiebung. Diese befürchtete man schon länger, nun kommt sie im grossen Stil.

Konsequenz: Diese Unvorhersehbarkeit erschwert das Geschäft für die touristischen Leistungsträger. Die Kalkulation der Preise wird unberechenbarer, der Kontingents-Einkauf schwieriger. Durch das gestiegene Sicherheitsbedürfnis ziehen auch Frühbucheraktionen nicht mehr, man will sich ja nicht festlegen. Auch die «Sorglos-Pakete», mit welchen Kunden Pauschalreisen bis 30 Tage vor Abreise gebührenfrei umbuchen können, nützen nicht mehr viel. Denn hier sind auch die 30 Tage noch zu weit weg, um das Risiko abzuwägen.

Die Kunden spekulieren auf gute Last-Minute-Angebote – und genau hier erhoffen sich die TOs das Geschäft. Nämlich, dass das Buchen der Ferien bei den Kunden trotz der Unsicherheit hauptsächlich noch übers Portemonnaie läuft und zugegriffen wird, sollten Preise für z.B. die Südtürkei fallen. Ob das funktioniert, sieht man frühestens dann, wenn die Kontingente für die Balearen und Kanaren erschöpft sind.

Jessica Weber