«Trial and Error» bei der Swiss (Ausgabe 2016-12)

Knapp ein Fünftel der neuen Swiss-Europastrecken fallen wieder weg. Die Airline zeigt sich mit ihrer Offensive trotzdem zufrieden.

Als Etihad Regional vor gut einem Jahr versuchte, ein europäisches Kurzstreckennetz aus Zürich heraus aufzubauen, war die Swiss schnell zur Stelle. Sie ergänzte ihr traditionelles Hubsystem mit neuen Point-to-Point-Verbindungen, und zwar gleich deren 22 ab Zürich. 

Nicht alle überleben die Ein-Jahres-Marke: Ljubljana und Toulouse wurden Anfang Jahr gestrichen, Riga fällt ab nächster Woche weg, Helsinki wird noch bis Anfang Mai geflogen. War die Swiss zu offensiv vorgegangen? CCO Markus Binkert verneint: «Wir waren uns von Anfang an bewusst, dass wir beim Streckennetz noch würden nachbessern müssen. Doch wir benötigten eine bestimmte Grössenordnung für den Ausbau, und wir wollten testen, ob wir die Nachfrage für die Strecken stimulieren können.» 

Dies habe man geschafft: Das Ziel, auf den neuen Routen einen durchschnittlichen Sitzladefaktor von 80% zu erreichen, habe man erfüllt. 

Das Prinzip von «Trial and Error», also Versuch und Irrtum, werde man auch weiterhin anwenden. «Wir wollen natürlich eine gewisse Verweildauer in den Destinationen bewerkstelligen, aber es wird sicherlich zu weiteren, nachfrageorientierten Anpassungen im Europanetz kommen», so Binkert. Die Frage nach der Rentabilität der Strecken lässt er offen. Innerhalb Europas sei es zurzeit generell schwierig, kurz nach dem Start von rentablen Routen zu sprechen. 

Etwas Aufschluss lässt die Yield-Entwicklung zu: Die Durchschnitts-erlöse auf der Kurzstrecke sind letztes Jahr bei der Swiss um 9% eingebrochen. Grund dafür sind aber nicht nur die höheren Kapazitäten, sondern auch die neuen, günstigeren Light-Tarife sowie die Frankenstärke. Übers ganze Streckennetz hinweg gesehen resultiert ein Yield-Rückgang von 7,1% – eine Grössenordnung, an die sich Finanzchef Roland Busch in seiner 25-jährigen Airliner-Karriere nicht erinnern kann. Normalerweise rechnet eine Airline heutzutage mit 1–2% natürlichem Yield-Zerfall. 

Und in den nächsten Jahren kommen aufgrund der Flottenerneuerung 7% mehr Kapazitäten hinzu. «Wir müssen sicherlich in allen Märkten und allen Kanälen Gas geben, um das zu vermarkten», ist sich CCO Binkert bewusst.

SJ