Hotelplan mit mehr «Unmanaged Content» (Ausgabe 2016-12)

Fremde Inhalte statt Fremdgehen

Seit der Erfindung der dynamischen Produktion verschwimmt die Grenze zwischen einem Tour Operator und einer Online Travel Agency immer mehr. Um auf ihren Websites eine ausreichend breite Palette anbieten zu können, nehmen die Reiseveranstalter vermehrt Fremdcontent auf, sei es von anderen Veranstaltern oder grossen Aggregatoren und Bettenbanken. Das Resultat: Der Anteil an «ungeprüften Inhalten» nimmt zu, das Risiko einer Verwässerung des Produkts ebenfalls.

Die Herausforderung für Veranstalter wie Hotelplan Suisse ist es deshalb, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen. Der selbst aufgebaute und geprüfte Content ist ein wichtiges Differenzierungsmerkmal für einen TO, auch im Onlinebereich. Dieser Content muss weiterhin vorhanden und klar von der restlichen Massenware abgegrenzt sein, sonst verliert der Veranstalter an Glaubwürdigkeit.

Gleichzeitig haben die TOs mit der Krux zu kämpfen, dass die Reisebüros auf andere Seiten abspringen, wenn es dort bessere Deals gibt. Nicht auszuschlies-sen, dass gerade bei Hotelplan -Suisse diese Problematik noch zunehmen wird, jetzt wo er der letzte grosse Pauschalreiseveranstalter ohne internationale Skaleneffekte ist. So ist aus Hotelplan-Filialen zu hören, dass die eigenen Mitarbeiter immer öfter auf billigere Mitbewerber-Produkte ausweichen, um die Kunden halten zu können.

Der quantitative Ausbau des Contents soll dem entgegenwirken – mit der berechtigten Annahme, dass die Reisebüro-Profis nicht immer ein Hotelplan-Qualitätslabel sehen müssen, um ein Produkt beurteilen zu können. Es ist zwar Fremdcontent, doch die Agenten und eigenen Filialen bleiben wenigstens auf der eigenen Plattform und so unter der Kontrolle des Veranstalters. Den Reisebüros kann dies auch recht sein: Sie erhalten bei Hotelplan Suisse meist zwar weniger Kommission als bei den reinen B2B-Hotelplattformen, dafür können sie das Risiko abgeben und müssen nicht als Mikro-Touroperator auftreten. 

Stefan Jäggi