Bonitätsprüfung: So berechnet der Garantiefonds in der Corona-Zeit

Die Kundengeldabsicherung wird neu berechnet, aber nicht unbedingt günstiger.
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Das Geschäftsjahr 2020 war für die Reisebranche ein Jahr zum vergessen. Die Umsätze brachen um bis zu 80 oder gar 90% ein. Und von Gewinn kann schon gar keine Rede sein.

Nicht vergessen wird aber der Garantiefonds der Schweizer Reisebranche das abgelaufene Geschäftsjahr. Der grösste Schweizer Kundengeldabsicherer ist gerade dabei, die periodische Prüfung der Bonität seiner Teilnehmer zu machen.

Marco Amos. ©TI

Angesichts der Zahlen in der Buchhaltung 2020 hatten viele Reisebüros erwartet, dass für dieses Jahr spezielle Regeln gelten werden. Zumindest teilweise ist dem auch so, wie Garfo-Geschäftsführer Marco Amos auf Anfrage von TRAVEL INSIDE erklärt. Anpassungen angesichts der Corona-Krise hatte er schon im vergangenen November in einem TI-Interview angekündigt.

Ein «Übergangsreglement über Sicherheiten und Bonitätseinstufung» regeln eine vorerst bis Ende 2021 befristete Praxisänderung bei der jährlichen Bonitätsprüfung. Zwar werden weiterhin Nettoumlaufvermögen und Eigenkapital als Basis genommen. «Die Anforderungen und Berechnungen werden an die heutige Situation angepasst», so Amos.

Liquidität neu berechnet

Konkret: «Beim Nettoumlaufvermögen NUV rechnen wir neu das Sperrkonto oder die privat gewährten Bankgarantien dazu, ziehen dafür einen Teil der laufenden Betriebskosten ab, da diese das NUV bis zum Stichtag der Prüfung vermindern.» Damit erhalte der Garfo eine bessere Aussage über die Vermögenssituation der Firma in einer Zeit, in der diese ohne nennenswerte Einnahmen überleben muss.

Allfällige staatliche Härtefall-Zahlungen würden bei der Liquiditätsberechnungen berücksichtigt. Ebenso die Corona-Kredite bei der Berechnung des Eigenkapitals in der Bilanz. Ebenfalls bilanzwirksam berücksichtigt seien wiederum auch die Betriebskosten.

Viele Reisebüros hofften auch, dass mit den tiefen Zahlen in der Rechnung auch die Garantieverpflichtungen und damit die Kosten dafür sinken würden. Doch hier winkt Garfo-Chef Marco Amos ab.

Ein Nullsummenspiel

«Bei der Garantiesumme ist es so eine Sache – tiefere Umsätze, aber höhere Konkursrisiken», gibt er zu Bedenken: «Aus einer Risikobetrachtung eigentlich ein Nullsummenspiel.»

Vermeiden will der Garfo offenbar auch einen möglichen Joho-Effekt. «Man müsste die Garantien zeitnah wieder erhöhen, sobald das Geschäft endlich anzieht. Das wird nämlich meines Erachtens die kritische Phase», warnt Amos.

Dennoch: «Wenn jemand einen entsprechenden Antrag stellt, prüfen wird den», verspricht Amos. «Neben dem Abschluss müssen dabei auch andere Kriterien angeschaut werden.»

(Christian Maurer)