Google gibt Gas im Reisesektor: Wie reagiert die Branche? (Ausgabe 2016-14)

Der IT-Riese treibt seine Anwendungen «Destinations on Google» und «Book on Google» voran.

Google sorgt in der Branche mal wieder für Gesprächsstoff: Der IT-Gigant baut seine Aktivitäten im Reisebereich erneut aus und führt sie in der Anwendung «Destinations on Google» zusammen. Es entsteht ein Tool, das nicht nur Informationen, Fotos, Hotels und Flüge zu einem Reiseziel zusammenfasst, sondern auch Funktionen zur Reiseplanung bietet – Filter, Preisvergleichs-grafiken oder Informationen zur Beliebtheit einer Destination zu bestimmten Zeiten. Bisher funktioniert die Anwendung nur auf Mobilgeräten, und in der Schweiz ist erst eine abgespeckte Version verfügbar. Doch im Laufe des Jahres soll die Anwendung schrittweise erweitert werden. Und: Nicht nur Flüge und Hotels, sondern auch Pauschalreise-Pakete sollen dereinst Eingang in «Destinations on Google» finden. 

Gleichzeitig wird die Sofortbuchungsfunktion «Book on Google» vorangetrieben. Dabei verbleiben die Kunden bis zur Buchung auf der Google-Seite. Lufthansa-Flüge lassen sich in den USA auf diese Weise bereits buchen, nun folgen die ersten europäischen Märkte wie Skandinavien, Frankreich oder Polen. Früher oder später dürfte «Book on Google» auch bei der Swiss zum Thema werden. «Die Möglichkeit, LX-Flüge direkt bei Google zu buchen, prüfen wir derzeit», erklärt die Airline auf Anfrage.
Wie weit wird Google in den Reisemarkt vordringen? Das Unternehmen beteuert stets, dass es nicht zur Online Travel Agency werden wolle. Die Branche verfolgt die Entwicklung aber skeptisch. «Es wird bei Google wohl ein Abwägen sein zwischen den Werbegeldern aus dem Reisemarkt, die sie bei eigenen Vertriebsaktivitäten verlieren würden, und dem neuen Reiseumsatz bzw. der Kommission daraus», sagt Dany Gehrig, CEO Globetrotter Travel Service. Google habe es wegen seiner Datenmacht aber durchaus in der Hand, den Reisemarkt sehr stark zu beeinflussen. 
Kritisch äussert sich auch der deutsche Verband Internet-Reisevertrieb (VIR). Das neue Tool vereine viele Funktionen eines Online-Reisebüros und Metasearchers, sagt dessen Vorstand Michael Buller gegenüber der «FVW». «Dies müsste eigentlich ein Weckruf für die Branche sein.» Die Veranstalter hingegen wittern eine neue Vertriebs-Chance.

SJ