Ikarus Tours hat grosse Pläne für die Schweiz (Ausgabe 2016-14)

Deutsche wollen was vom Schweizer Kuchen

Waren es in den letzten Jahren v.a. grosse deutsche Veranstalter wie z.B. Schauinsland oder Alltours, die in die Schweiz expandiert haben, sind es nun kleinere,
spezialisierte TOs, die sich auch etwas vom Schweizer Reisekuchen abschneiden wollen. 

Im vergangenen Juli hat sich beispielsweise der China-Spezialist China Tours in Liestal niedergelassen, nun will sich Ikarus Tours neben Studiosus als weiterer grosser Studien- und Erlebnisreisen-Spezialist auf dem Schweizer Markt positionieren. Allerdings ist der Markt nicht nur für Spezialisten interessant: In der letzten TI-Ausgabe gab Jörg Trouvain bekannt, die Präsenz mit dem dynamischen TO Tropo, der zu 7Travel gehört, mit hier stationierten Mitarbeitern deutlich steigern zu wollen. Ja, der Schweizer Markt will beackert werden! 
Für dynamische Paketierer ist der hiesige Markt u.a. lukrativ, weil die Schweiz im Gegensatz zu Deutschland keine Margenbesteuerung kennt. Sie kommen daher v.a. aus Steuerspargründen in die Schweiz. Spezialisten hingegen haben prioritär andere Motive, sich hierzulande niederzulassen: Der Markt ist vielversprechend, besonders für hochwertige Reisen geben Herr und Frau Schweizer gerne etwas mehr Geld aus. Darüber hinaus gilt die Schweiz als High-Yield-Markt, durch gute Erträge geht deshalb auch unter dem Strich die Rechnung auf. Offenbar lohnen sich der Mehraufwand und die zuerst zusätzlich anfallenden Kosten z.B. durch den Aufbau der Niederlassung oder die Produktion von Schweiz-Katalogen für die Veranstalter tatsächlich. Gemäss Brancheninsidern gleicht man diese – sowie auch die Anstellung von Mitarbeitern zu Schweizer Konditionen – durch das Umgehen der deutschen Margenbesteuerung gut aus.
Doch auch in der Schweiz liegt das Geld nicht auf der Strasse, wie das Beispiel von Designreisen zeigt. Der Luxusreiseveranstalter mit Hauptsitz in München gründete im Dezember 2014 unter der Führung der bekannten Branchen-Persönlichkeit Walter Brüllhardt einen Ableger in der Schweiz. Erst kürzlich musste Designreisen seine Präsenz reduzieren und die repräsentativen Büroräumlichkeiten an der Zürcher Bahnhofstrasse aufgeben. Für Reisen im Nischen- und Spezialbereich einen treuen Kundenstamm aufzubauen, ist eine Herausforderung. Dazu braucht es ein breites Netzwerk, einen guten Ruf als Reiseveranstalter, eine grosse Bekanntheit der Produkte sowie Kenntnisse des Schweizer Marktes und der Bedürfnisse der Schweizer Kunden. Um dies zu erreichen, ist eine Schweizer Niederlassung ein erster Schritt. Mehrere weitere müssen jedoch folgen.
Jessica Weber