Retailer: «Freude herrscht» (Ausgabe 2006-36)

Frühe Buchungen waren dieses Jahr Trumpf, wie eine TI-Umfrage bei Retailern zeigt. Das Herbstgeschäft kündigt sich gut an und bereits liegen Buchungen für 2007 vor.

Rolf Helbling (Helbling Reisen, Gossau) ist des Lobes voll über den Buchungsverlauf: «Ausser im Juli lief es dieses Jahr durchgehend sehr gut, besonders viele Buchungen konnten wir im Januar und von März bis Mai entgegennehmen.» Tendenziell sei eher früher gebucht worden, meint er weiter. Seine Kundschaft ist wenig anfällig für Aktionen oder Last-Minute-Angebote.

 

Seit Mitte August hat sich das Geschäft sehr stark erholt, «da hat uns das schlechte Wetter geholfen». Nicht nur Herbst-Buchungen fielen an, auch Vorausbuchungen für zum Teil teure Arrangements – vor allem nach Asien – konnten entgegengenommen werden. Die Herbst-Zusatzflüge bieten laut Helbling gute Alternativen, «auch Abflugtermine unter der Woche werden akzeptiert». 2006 wird, wenn es so weitegeht, als Jahr mit hohen Steigerungsraten in die Annalen eingehen.

 

Franz Husmann (Sonnenberg Reisen, Wald), der viele seiner Kunden mittels Website akquiriert, berichtet von Buchungsständen über Vorjahr. Er nennt einen sehr guten Juni und klagt über zu wenig Angebote in der Hochsaison: «Wir hätten weit mehr verkaufen können.» Die wenigen Last-Minute-Angebote hätten sich aber auf einem «vernünftigeren» Preisniveau als auch schon bewegt. Für den Herbst wird bei ihm wieder relativ spät gebucht, und es zeichnen sich bereits Engpässe ab: «Die Kanaren sind schon belegt, es gibt nur noch Angebote in der Türkei und in Ägypten.»



Die Kundschaft von Jürg Meier (Basilisk, Basel) hat anfangs Jahr besonders stark gebucht, April und Mai waren deutlich schwächer, «seither hat das Geschäft wieder angezogen, und wir sind zufrieden». Auch für den Herbst wurde bereits zu Jahresbeginn eifrig gebucht, denn «Herbstferien werden wegen der kleineren Angebotspalette grundsätzlich früher gebucht als Sommerferien». Für den Herbst haben sich die Ereignisse in der Türkei laut Meier ausgewirkt, der Run auf andere Ziele hat zugenommen. Meier ist mit 2006 zufrieden, aber nicht euphorisch.



Roland Gertsch (Vasellari, Solothurn) spricht von einem grundsätzlich früheren Buchungsbeginn für die Sommersaison: «Die Nachfrage nach klassischen Sommerferien war wieder vorhanden.» Das bedeute jedoch nicht, dass Ferien im Herbst weniger gefragt seien, vielmehr würden gewisse Kreise, die nicht mehr gereist seien, dies nun wieder tun. Er ist überzeugt, die Kunden hätten mittlerweile realisiert, dass Last-Minute-Angebote in der Vergangenheit am Ende oft recht teuer zu stehen gekommen seien.



Für Heinz Binggeli (Binggeli Reisen, Olten) hat 2006 ganz stark begonnen, der April war dann schwach, aber nachher gings wieder aufwärts. Er liegt bei den Buchungen rund 25% über Vorjahr. Auch Binggeli konnte schon Vorreservationen für den Fernen Osten 2007 tätigen. Im Sommer sei es nur für den 22. und 29. Juli heiss gewesen, die Kundenwünsche zu erfüllen. Binggeli ist des Lobes voll über Neckermann-Angebote, die vor allem im Herbst dafür sorgten, dass «eine Familie bei absolut vergleichbaren Angeboten bis zu 2000 Franken günstiger fährt».



Im Luzerner Büro von Knecht-Reisen lief es laut Karsten Meyer zu Jahresbeginn und im Juli sehr gut, der Juni war deutlich schwächer und «seit Mitte August liegen wir zum Teil 50% über dem Vorjahr». Da sein Büro über relativ viele Baukasten-Kunden verfüge, sei kein klarer Trend zum Frühbuchen auszumachen gewesen. Deshalb sind auch die herbstlichen Zusatzflüge nicht besonders begehrt.

In Glarus wurde laut Martin Rhyner (Rhyner Travel) dieses Jahr tendenziell früher gebucht. Rhyner hatte auch während und für die Zeit der Fussball-WM viel zu tun, denn «wir hatten zahlreiche Fussball-Dossiers». Auch er hat festgestellt, dass die Preise der Last-Minute-Angebote auf einem vernünftigen Level waren und trotzdem recht wenig in Anspruch genommen wurden. Er muss die Zusatzflüge im Oktober wenig nutzen: «Die Türkei, aber auch Ägypten sind sehr wenig gefragt.» Auch Zypern sei wegen der Flüchtlinge aus dem Libanon bei seinen Kunden gegenwärtig kein Thema. «Jenen Kunden, die unbedingt nach Dubai fliegen wollen, rate ich – wegen der immensen Bautätigkeit – doch Oman als Alternative zu prüfen, aber für den November ist da schon nichts mehr zu haben.»



Die Favoriten der Kunden



Sommer: Griechenland, spanische Inseln, Kroatien; Kanada, Südost-Asien, Indischer Ozean, Indien, USA.

Herbst: Kanaren, Zypern, Tunesien, Asien.



Peter Kuhn



Nicht nur eitel Sonnenschein an der Pforte zum Berner Oberland

Für Beat Rickli (Rico Reisen, Thun) hatte 2006 bisher nicht nur Sonnenseiten. Auch wenn sich die Nachfrage in den Monaten Januar und Juni gut und im März sogar sehr gut entwickelt habe, «in den andern Monaten war sie lediglich befriedigend». Vor allem der Herbst sei bedeutend schlechter gebucht als im Vorjahr: «Das hat viel mit – zwar kostenpflichtigen – Annullationen von Türkei-Reisen zu tun. Offenbar ist unsere Kundschaft besonders ängstlich.» Dazu kommen laut Rickli die für Herbstferien doch recht hohen Preise der TOs, die manche Familie davon abhielten, im Herbst zu verreisen. «Die Konsequenz daraus ist, dass ich es vor allem noch mit Baukasten-Angeboten zu tun habe, was wenigstens qualitativ befriedigend ist.»

Rickli hat bei seinen Kunden die Erfahrung gemacht, dass auf den spanischen Inseln vor allem gute Hotels gefragt sind und Zypern wegen der hohen Nebenkosten eher gemieden wird. «Bei den Fernzielen scheinen die Karibik und Kenia bei meiner Kundschaft eher out zu sein, hingegen haben die USA wieder angezogen.»



PK