SHT mit neuem «Tourismus-KV» (Ausgabe 2006-47)

Ab 2007 bietet die neu gegründete Schweizer Handelsschule für Tourismus (SHT) in Zürich eine neue KV-Ausbildung im Tourismus an.

An der Berufsmesse in Zürich, die noch bis morgen Samstag dauert, stellt Bernard Kohli von der SHT sein neues Projekt «Tourismus-KV» vor, das im August 2007 starten soll. Dabei handelt es sich um zwei Produkte: das Tourismus-Orientierungsjahr als 10. Schuljahr und das eigentliche Tourismus-KV mit zwei Jahren Schule und einem Jahr Praktikum.
«Es gibt kein vergleichbares Produkt in der Schweiz. Eine ähnliche Ausbildung gibt es nur im Hotel-Bereich. Es handelt sich um eine Erstausbildung», erklärt Kohli.

Deshalb stelle dieses Angebot keine Konkurrenz für bestehende Tourismusfachschulen dar, meint der seit 28 Jahren im Tourismus Tätige, dessen Arbeitsstellen unter anderem Kuoni und sein eigenes Reisebüro Abreise AG in Zürich-Witikon waren. Im Ausbildungsbereich hat er an der Internationalen Schule für Touristik (IST) Erfahrungen als Dozent gesammelt.

Ein Einstieg ins Tourismus-KV ist entweder direkt nach der Sekundarschule oder über das Tourismus-Orientierungsjahr möglich. Die ersten drei Semester bestehen zu 100 Prozent aus Schule und Projektwochen. Im vierten und fünften Semester besuchen die Schüler ein Praktikum in einem touristischen Betrieb mit einem reduzierten Unterricht von rund vier Stunden pro Woche. Das letzte Semester besteht wiederum aus Schule mit Vorbereitung auf die LAP. Nach bestandener Prüfung erhalten die Absolventen den eidgenössischen Fähigkeitsausweis Kauffrau/ Kaufmann, Profil E. «Die LAP entspricht derjenigen des KV Zürich, deshalb arbeiten wir intensiv mit dem KV zusammen», so Kohli.

Was war die Motivation, eine neue Ausbildungsmöglichkeit anzubieten? Kohli: «In der Reisebranche gibt es viele offene Stellen, aber zu wenig ausgebildete Interessenten. KV-ausgebildete Arbeitnehmer sind heutzutage Mangelware. Für viele kleinere und mittlere Betriebe ist der Ausbildungs-Aufwand zu gross geworden, deshalb sinken die Zahlen der Lehrstellen. Hier bieten wir eine gute Alternative. Bereits haben uns Betriebe signalisiert, dass sie bereit sind, Praktikanten anzustellen.»

Kohli möchte im nächsten Jahr mit zwei Klassen starten. «Allerdings ist noch offen, ob im Orientierungsjahr oder im KV. Das Interesse bei Schülern und Berufsberatungen ist bereits kurz nach Lancierung enorm und Schulungsräumlichkeiten stehen uns in Zürich-West zur Verfügung», freut er sich.

Gespräche mit dem Schweizerischen Reisebüro-Verband (SRV) gab es noch nicht. Der Lehrabschluss Richtung Dienstleistung und Administration benötigt den Modelllehrgang des SRV laut Kohli nicht. Er sieht aber eine mögliche Zusammenarbeit in der Branchenkunde als Chance für den SRV, sich zu profilieren.

Für Beat Knecht vom SRV kommt diese neue Ausbildung sehr überraschend: «Die Informationen kamen aus dem Nichts. Wir wurden bisher von Herrn Kohli in keiner Art kontaktiert. Ich möchte das Projekt nicht zerreissen, bevor ich Details kenne. Wenn der Markt das will, ist es ein legitimes Angebot. Es bleiben für mich allerdings viele Fragezeichen, beispielsweise ob die Schule die strengen Auflagen der Behörden wirklich erfüllt. Problematisch ist für mich die Terminologie. Ein ‹Tourismus-KV› gibt es nicht wirklich. Die neue Ausbildung ist ein ‹neutrales› KV mit Vertiefung im Tourismus. Die Fachausbildung wird demzufolge an der LAP auch nicht geprüft.»

Gemäss Knecht werden sich die SRV-Gremien nächstens mit der SHT befassen. Gesprächsbereitschaft sei auf SRV-Seite  vorhanden, allerdings müsse der erste Schritt von Kohli erfolgen.

Laut Kohli braucht die SHT vor dem Start der Ausbildung als Privatschule keine Bewilligung. «Ab dem ersten Schultag werden wir während eines halben bis eineinhalb Jahre vom Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Zürich (MBA) begleitet. Diese Instanz wird dann auch für die Erteilung unserer Bewilligung für die LAP zuständig sein», erklärt Kohli.

Chris Probst