Belair verkauft im Internet billiger (Ausgabe 2006-48)

Mit dem forcierten Einzelplatzverkauf zu Tiefstpreisen macht sich die Hotelplan-Tochter bei Reisebüro-Partnern unbeliebt.

Silvio Storchenegger vom Reisebüro Lichtensteig versteht die (Hotelplan-) Welt nicht mehr. Da offeriert er einem Kunden aufgrund der Esco-Nurflug-Preisliste einen Goa-Flug am 14. Dezember 2006 für CHF 1590, worauf ihm der Kunde erklärt, er erhalte denselben Flug auf www.flybelair.ch zu CHF 1420. Storchenegger: «Ich finde das stossend, denn Flug ist doch Flug, umso mehr, als die beiden Preise letzten Endes aus dem selben Haus stammen.»

Laut Belair-CCO Thomas Frischknecht hat das intensivierte Einzelplatz-Geschäft seiner Gesellschaft eindeutig den Endkonsumenten zum Ziel: «Reisebüros können zwar buchen, erhalten aber keine Kommission.» Belair betreibt für Restkapazitäten ein Yield-Management mit verschiedenen Buchungsklassen und nimmt bewusst in Kauf, dass dabei die Nurflug-Preise der HPSG-Tour Operators zum Teil unterboten werden. Frischknecht: «Unsere Interessenlage ist anders.»

TO-Chefin Andrea Rutishauser von Esco hat bisher wegen dieser neuen Konkurrenz keinen Trend zu weniger Nurflug-Umsatz ausgemacht. Sie kann mit dem Belair-Preisgefüge leben und spricht von einem «Marketing-Tool», das man nutzen müsse. Dazu verweist sie auf das nahe liegende Beispiel in Deutschland, wo Condor regelmässig Nurflug-Preise von Thomas Cook unterbiete. 

Für die HPSG nimmt TO-Chef Stefan Helsing Stellung: «Wir sind uns bewusst, dass die Situation nicht ideal ist.» Der Fall Goa sei aber nicht typisch für den Konzern, da er wegen Kapazitätsfragen besonders gelagert sei und nach speziellen Massnahmen rufe. Laut Helsing muss bedacht werden, dass die HPSG ihre Risiken bei Belair zurückgefahren habe: «Dadurch hat sich das Risiko für Belair entsprechend erhöht, was zu einem aggressiveren Verkaufsverhalten des Carriers führt. Denn zu ungünstigen Daten – wie zum Beispiel vor Weihnachten – geht praktisch alles nur über den Preis.»
Helsing weiter: «Die Low Cost Carrier haben – nicht zuletzt mit Hilfe der Reisebüros – das Pauschalprodukt zu gefährden begonnen. Deshalb müssen wir dazu schauen, den daraus entstehenden Schaden für unsere Fluggesellschaft so klein wie möglich zu halten und nach alternativen Vermarktungswegen Ausschau zu halten.»