Weisskopf: «Ich habe Fehler begangen» (Ausgabe 2007-04)

2006 wurde für Turicum Tours und dessen Besitzer nicht zum grossen Durchbruch, sondern zur Katastrophe. Auch für einige Partner.

Hört man sich bei Veranstaltern von (Direkt-)Reisen in Richtung Kroatien um, fallen schon bald die Namen Turicum Tours und Peter Weisskopf. Zu reden geben das Geschäftsgebaren dieses Paketreise-Grossisten und seine finanzielle Lage, die TI bereits 2005 und 2006 thematisiert hat. Damals wollte Weisskopf nicht sprechen. Nun blickt er zurück: «Ich habe Fehler begangen, befinde mich in einer misslichen Situation und bin mir bewusst, dass ich gegenüber gewissen Leuten Schulden habe. Ich will das keineswegs schönreden. Aber gerade jene TOs, die am lautesten schreien, schulden mir unter dem Strich mehr Geld als ich ihnen.» Er ist auch bereit, seinen Verpflichtungen nachzukommen, muss aber um Aufschub bitten, da er den Ausgang verschiedener Verfahren abwarten muss, um abschätzen zu können, ob er die von ihm erwarteten Rückzahlungen erhält. Weisskopf: «Ich will sauberen Tisch machen und nicht einfach den Bettel hinschmeissen.»

Begonnen hatte alles mit dem ambitiösen Programm für 2006, für das Weisskopf Charterrotationen nicht nur aus der Schweiz, sondern aus sieben deutschen Städten und entsprechende Hotelkapazitäten in Kroatien eingekauft hatte. Das Geschäft entwickelte sich schon bald nicht so wie geplant: «Berge und Meer schickte nur rund 3000 statt der versprochenen bis zu 30000 Passagieren. Dann verkehrten die Flugzeuge nur noch halbvoll, den TOs mussten Ersatzvarianten geboten werden, die sie nicht annahmen.» Der Ruf von Turicum Tours war im Eimer. Die TOs begannen ihren Aufwand mit den an Turicum zu leistenden Zahlungen zu verrechnen, worauf der freie Fall eintrat. Die dadurch fehlenden finanziellen Mittel wirkten sich auf das Schweizer Geschäft aus, Weisskopf konnte die Flüge nicht mehr bezahlen. Er bat deshalb nach seinen Angaben die TOs um Begleichung der Rechnungen für bereits konsumierte und um Teil-Vorkasse für die kommenden Flüge: «Diesen Begehren wurde nicht entsprochen.» So sei er in die bekannten Schwierigkeiten geraten.

Zum Teil anders tönt es auf TO-Seite. Jene, die nicht namentlich genannt werden wollen, monieren, sie seien von Fluggesellschaften wie Helvetic Airways und Air Adriatic wegen des Ausfalls des Charterers Turicum praktisch gezwungen worden, auch die Plätze von Turicum Tours statt nur Risikoplätze zu übernehmen, um den Transport ihrer Kunden zu sichern. Dies habe zu Mehraufwand geführt. Ein einziger TO lässt sich zitieren, Peter Maissen von Net Tours, der 2006 mit Weisskopf zusammengearbeitet hat: «Für mich ist der Fall abgeschlossen, ich habe mich mit der CF im gegenseitigen Einvernehmen geeinigt.» Dieses Jahr kommt es allerdings zu keiner Zusammenarbeit mehr.
Sowohl Einzelhotels wie Hotelgruppen (zum Beispiel Azalea Hotels) in Kroatien erheben Forderungen für Ausfälle, wollen sich aber nicht näher dazu äussern und haben nach eigenen Angaben auch noch keine Betreibungen eingeleitet. Der Carrier Air Adriatic wollte noch im vergangenen Oktober die vertraglich vorgesehene Konventionalstrafe und den Ausfall von Rotationen einklagen, hält sich aber jetzt auf Anfrage bedeckt.

Nichts über Weisskopf und seine Firma lässt Vögele-Chef Erich Mühlemann kommen: «Wir arbeiten seit einiger Zeit mit Turicum Tours zusammen. Das klappt immer noch, wir sind auch finanziell abgesichert.» Ähnliches ist von Roman Schmuki (Startklar/Castell) zu hören: «Wir kommen schon zu unserem Geld und haben bis dato finanziell nicht geblutet.» Vögele und Startklar/Castell arbeiten in Andalusien und auf dem Belair Tromsö-Flug im Sommer 2007 mit Weisskopf zusammen. Während Vögele ganze Päckli einkauft, verantwortet Startklar den Andalusien-Flug (neu nach Alicante statt Malaga) und programmiert dort auch selber. Belair COO Thomas Frischknecht, der Weisskopf den Tromsö-Flug verkauft hat, kennt seinen Partner bereits von Helvetic Airways und sieht keine Probleme auf sich zukommen. Urs Tanner von Direkt-Reisen hat noch 2004 mit Weisskopf geschäftet und kann sich an keine negativen Vorkommnisse erinnern.
Seit Herbst 2006 lässt Weisskopf seine Aktivitäten nicht mehr über Turicum Tours laufen, sondern firmiert unter Arcada Reisen AG. Weisskopf verfügt dort über Einzelunterschrift.

Peter Kuhn

Revisionsstelle und Factoring-Firma gehen auf Distanz

Für 2006 sicherte sich Weisskopf  die Dienste der Firma Commercial Factoring (CF) in Steinhausen, der er das Eintreiben sämtlicher Forderungen abtrat. Weisskopf: «Ich erhielt die Zusicherung, dass CF meine Forderungen bei einem allfälligen Konkurs eines deutschen Partners zu 80% decken würde.» Inzwischen hat auch diese Firma das Handtuch geworfen. Geschäftsführer Oliver Vogel will sich auf Anraten seines Anwalts nicht dazu äussern, spricht aber von einem hängigen Betreibungsbegehren. Weisskopf räumt ein, dass die Auseinandersetzung mit CF der Knackpunkt seiner ganzen Zahlungsschwierigkeiten sei. Nach Aussagen von Schweizer TOs soll CF diesen zum Teil Forderungen für Flüge gestellt haben, die bereits nicht mehr von Turicum Tours in Auftrag gegeben und abgewickelt wurden. Dazu Weisskopf: «Wir haben CF jeweils über alle Stornierungen ins Bild gesetzt.» Obwohl Weisskopf eingesteht, die Übersicht verloren zu haben, ist er überzeugt, dass seine Forderungen jene von CF an ihn letzten Endes übersteigen. Nur: «Bis dies alles feststeht, werden wohl bis zu zwei Jahre verstreichen.»
Anfang 2007 hat auch die Revisionsgesellschaft die Flinte ins Korn geworfen, wie Janine Zurbriggen von AH&P Service AG, Hünenberg, bestätigt. Weisskopf dazu:  «Die Firma hat ihren Auftrag zum Teil nicht erfüllt, weshalb wir sie wohl einklagen werden.»

PK