«Wir sind für kleinere TO interessant» (Ausgabe 2007-11)

Seit zwölf Monaten ist Martin Ebner Besitzer der Helvetic Airways. Nun hat er auch die vier Flugzeuge erworben. Operationell läuft noch nicht alles rund.

Für Leonardo de Luca, Ebners Statthalter im Verwaltungsrat der Helvetic Airways, dessen noch einziges Mitglied er ist, ist es noch zu früh, über das Jahr eins nach der Übernahme durch seinen Chef zu (be)richten: «Das Geschäftsjahr läuft erst Ende März ab, vor Mai wird man kaum  von uns hören.» Immerhin: «Wir haben uns vorgenommen, die Firma zu stabilisieren und vieles zu bereinigen.» Und das, so de Luca, sei grossteils gelungen.

Ebner hatte im März 2006 erklärt, er habe bei Helvetic volle Transparenz schaffen wollen, sei aber von seinen – mittlerweile nach Millionen-Verlusten ausgeschiedenen – Mitinvestoren gebeten worden, dies nicht zu tun. Seither gehört die Firma zu 100% Ebner, und der ganzen Wahrheit kann nur er selber im Weg stehen. Operationell läuft gegenwärtig nicht alles rund, auch wenn CEO Bruno Dobler betont, dass «unsere Flugzeuge zu über 50% ausgelastet sind». Nachdem im Winter die halbe Flotte im Wetlease bei Swiss im Einsatz stand (Rotationen nach Manchester und Warschau) kehrt für den Sommer eine Maschine zu Helvetic zurück.

Noch an der Fespo hatte Helvetic speziell auf das Bari-Angebot hingewiesen, nun wird es Ende Mai gekippt. Dobler: «Bari hat wenig touristisches Potenzial und liegt zu nahe beim besser verkaufbaren Brindisi. Auch die Kombination Bari/Brindisi wurde nicht angenommen.» Das im Vorjahr lancierte Pisa wird 2007 ebenfalls nicht mehr angeflogen. Begründung: «Das ist eine typische Pkw-Destination.» Und Rimini ist gefährdet, auch wenn Dobler den Kampf noch nicht ganz aufgegeben hat: «Wir möchten zusammen mit den Tourismus-Verantwortlichen die Rimini-Kundschaft der Siebziger- und Achtzigerjahre wieder motivieren, werden uns aber wahrscheinlich von der heutigen Bus-/Jugend-Gesellschaft geschlagen geben müssen.»

Ohne Partner, dies gesteht auch Dobler ein, geht gar nichts. Obwohl er für sich in Anspruch nimmt, die Auswahl der anvisierten Ziele ohne  Rücksicht auf Partner zu treffen. Dann erfolge aber sofort die Kontaktaufnahme mit denkbaren Partnern, die nicht nur aus dem TO-Business stammen müssten: «Auch Firmen kommen in Frage.» Zu Anteilen an TO-Verkehr und -Kontingenten auf den Helvetic-Strecken will sich Dobler nicht näher äussern, «das ist von Strecke zu Strecke verschieden.»

Und er verweist darauf, dass man auch schon Strecken ins Programm aufgenommen habe, für die man keine TO-Hilfe gehabt habe.  Trotzdem gibt sich Dobler überzeugt: «Wir haben eine Chance, weil wir ein gutes Produkt mit einem 100-Plätzer zu vernünftigen Preisen nach Zielen anbieten, wohin sonst niemand nonstop fliegt. Das macht uns für kleinere TOs interessant.» Und: «Wir werden bald mit einem interessanten Kommissions-Modell kommen.»

Welche neuen Ziele die Mannschaft um Dobler, die vor kurzem den Abgang der GL-Mitglieder Bruno Schaller und Reto Gasser hinnehmen musste, aus dem Ärmel schüttelt, wird interessant zu sehen sein.
 
Peter Kuhn

Ebner nun auch Besitzer der vier F100

Leonardo de Luca bestätigt auf Anfrage, dass die Patinex, die Beteiligungsfirma von Rosmarie und Martin Ebner, kürzlich die Lease-Verträge für die vier F100 der Gesellschaft von der AFCC übernommen habe. Laut de Luca gelten dabei auch künftig die selben Lease-Bedingungen. Die AFCC sei an Ebner gelangt und habe diesen Deal vorgeschlagen. Ob denn die AFCC sich ihrer Sache nicht mehr sicher gewesen sei? «Nein», meint de Luca, «im Gegenteil, früher wäre eine solche Reaktion angebrachter gewesen.» Da die Patinex wiederum aus vier Firmen besteht, ist nun jede im Besitz eines F100.   

PK