«Keine Anti-Kuoni-Strategie» (Ausgabe 2007-13)

Peter Spring über die Konsequenzen der Kooperation mit Air Berlin.

Was bedeutet die neue Kooperation für Hotelplan und Belair?
Ich gehe davon aus, dass der Flugplan auf der Mittel- und Langstrecke wesentlich verdichtet wird. Das heisst, Belair hat wegen der Erhöhung der Flugstunden, die heute keine 3000 Jahresstunden mehr umfassen, zusätzlichen Personalbedarf.
Beim Branding gehen wir davon aus, dass kurz- bis mittelfristig wegen der geforderten Flotten-Flexibilisierung die beiden B-757 auf «Air Berlin operated by Belair» umgebrandet werden. Der Name Belair wird bleiben, weil sonst die Schweizer Zulassung verloren geht. Wir nehmen aber an, dass die B-767 weiterhin als BHP-Flugzeug unterwegs sein wird.

Wie stehts mit den verschiedenen Anstellungsbedingungen?
Alle Mitarbeitenden werden nach wie vor von Belair angestellt und haben entsprechende Verträge. Die Gehaltsdifferenzen zwischen aus Zürich operierenden AB-Piloten und BPH-Piloten sind kein Thema, da unbedeutend.

Wie sieht es auf Seiten der leitenden Mitarbeiter aus?
Laut Joachim Hunold sind «die bisherigen gut und sollen weitermachen.» Ob Beat Schär uns über 2007 hinaus noch zur Verfügung steht, ist offen. Stefan Gutknecht spielt eine wichtige Rolle, weil Flugplan und Verkauf wesentlich von AB mitbestimmt werden. Die Regelung personeller Fragen wird eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.

Mehr Kapazität setzt mehr Nachfrage voraus.
Die bringt nur schon die Bündelung von Hotelplan und der übrigen Partner. Und da kommen wir zu einem Nachteil der Kooperation: Wir verlieren eine gewisse Exklusivität.

Wie bringt sich Hotelplan bei AB ein?
Wir können unsere Bedürfnisse einbringen. Wir sind nicht mehr gezwungen, für jedes Ziel 209 Plätze zu füllen. Das erhöht unsere Flexibilität und senkt gleichzeitig unsere Risiken. Der Betrieb der Fluggesellschaft geht im Verhältnis der Anteile vom Tour Operating weg. Das entlastet uns.

Wann ist die Kooperation operationell?
Im Winter 2007/08. Da fliegen zum Beispiel die beiden B-757 nicht nur an drei Tagen pro Woche nach dem Roten Meer und Las Palmas. Angedacht sind neu auch Verbindungen nach Deutschland und Spanien/Balearen. Neu werden wohl statt zwei wöchentlichen BHP-Maschinen mit total 418 Plätzen AB-Maschinen viermal pro Woche nach Las Palmas fliegen, auf denen wir je rund 75 Plätze haben werden. So ist beiden Partnern gedient.

Was ändert sich im Sommer 2007?
Die bestehenden Verträge werden eingehalten. Was im Sektor Marketing geschieht, ist noch offen.

Wie siehts mit den Preisen aus?
Schon heute arbeitet AB mit TO-Fixpreisen. Man kann davon ausgehen, dass bei der Festlegung der TO-Preise das Volumen eine Rolle spielt. Ich nehme an, dass AB unsere Partnerschaft zu gewichten weiss, auch wenn die kommerzielle Verantwortung nicht bei uns liegt. AB hat auf jedem Flug zusätzlich Plätze im eigenen Einzelplatz-Verkauf, die einem flexiblen Preisgefüge unterliegen. Es ist möglich, dass die tiefsten Preise günstiger als unser TO-Preis sind, was wir als Teil des Deals akzeptieren müssen.
Haben Sie einen Einfluss auf die AB-Wahl weiterer TO-Partner?
Nein, denn wir haben keine Exklusivität. Die Vermarktung der drei Flugzeuge ist Sache der Air Berlin in enger Zusammenarbeit mit Hotelplan. Der operationelle Betrieb geschieht wegen des AOCs durch die Belair. Ziele werden in Absprache festgelegt. Vollcharter sind noch immer möglich. Eine direkte Zusammenarbeit mit Kuoni auf Belair-Flügen gibt es ab Herbst nicht mehr.

Verschärft sich die Konkurrenzsituation zu Lasten der Vernunft?
Wir bekennen uns nach wie vor zur Vernunft. Alles andere dient niemandem. Allerdings hat sich die Ausgangslage verändert. Am einen oder andern Ziel könnte es zu einem verschärften Wettbewerb kommen. Wir fahren keine Anti-Kuoni-Strategie, wir müssen für uns schauen.

Wie lange laufen eigentlich die Lease-Verträge für die drei Flugzeuge noch?
Für die beiden B-757 bis 2010, für den B-767 bis Mai 2008. Dessen Verlängerung, an der wir arbeiten, ist auch im Interesse von AB, weil deren neuer Codeshare-Partner auch B-767 betreibt.

Was passiert bei den Fernstrecken?
Es ist wichtig, dass wir unseren Kunden auch Langstrecken ab der Schweiz anbieten können, was wir uns auch vertraglich ausbedungen haben. Dass wir aber wegen der LTU- und Condor-Bande zu AB zusätzliche Zubringer-Frequenzen prüfen werden, ist gegeben. Und zwar nach Zielen, die nicht zu den Rennstrecken gehören.

Gibt es Veränderungen im Service?
Auf der Langstrecke bleibt die Business Class sicher erhalten, auf der Kurzstrecke ist eine Angleichung ans AB-Einklassensystem denkbar.

Guido Casanova/Peter Kuhn