Knecht-Gruppe angelt sich Kira reisen (Ausgabe 2007-13)

Die Aarauer Knecht Holding übernimmt den Badener Spezialisten für Russland, das Baltikum und Zentralasien sowie Bahn- und Schiffsreisen in den Osten.

Was sich im August 2006 abgezeichnet hatte, ist Tatsache geworden: Die Braut Kira Reisen hat einen nachhaltigen Verehrer gefunden. Dazu die Verkäuferin, Anna Fogaras (63): «Für meine in Ungarn lebende Familie war ein Weiterführen unmöglich.» Einen ersten Rückzugsschritt hatte Fogaras bereits vor acht Monaten eingeleitet, als sie sich aus dem Tagesgeschäft zurückzog und dieses einem Triumvirat mit Reto Schläpfer und Marcel Bischof unter Geschäftsführer Gerhard Näf anvertraute.

Laut Fogaras hätten sich mehrere Interessenten mit Kaufabsichten bei ihr gemeldet. Es seien auch grosse ausserkantonale Veranstalter darunter gewesen, lässt sie sich entlocken, «worauf ich sehr stolz bin». Die Knecht-Reisegruppe sei aber der erste und einzige Interessent gewesen, der ein konkretes Angebot abgegeben habe. Fogaras wird als Vizepräsidentin des Verwaltungsrates und Beraterin der Knecht-Reisegruppe in der Schweiz bleiben.

Laut Roger Geissberger, Chef der Knecht-Reisegruppe, passt Kira sehr gut ins Unternehmen: «Wir sind immer offen für Spezialisten in Nischen und haben keine spezielle geografische Präferenz.» Man sei im Übrigen schon seit geraumer Zeit im Kontakt mit Anna Fogaras gewesen. Die Verhandlungen habe Thomas Knecht geführt, der offenbar Ende Januar 2007 – wohl wegen der Gefahr des Zugreifens anderer – zur Einsicht gelangte, der Moment für zielführende Verkaufsverhandlungen sei gekommen.
Kira wird – wie Baumeler Reisen – als eigenständige Firma weitergeführt und nicht in die Knecht Reisen AG integriert. Nicht zuletzt deshalb wurde der Kauf auch von der Knecht Holding getätigt. Dem neuen Kira-Verwaltungsrat gehören neben Anna Fogaras unter anderem auch Walter Knecht (Präsident), Roger Geissberger (als Delegierter) und Marcel Wüst (CFO) an. Die bestehende Kira-Geschäftsleitung rapportiert direkt an Geissberger.

Dieser sieht für diese Art Zukäufe Synergien vor allem im Bereich Backoffice und denkt dabei an IT und Flugeinkauf (grössere Volumina). Mittelfristig soll auch die Mitgliedschaft in der TTS-Gruppe ein Ziel sein. Überschneidungen gibt es da gemäss Geissberger nur bei China mit Tourasia. «Wir haben bereits mit Stephan Roemer gesprochen, an dessen Firma wir ja beteiligt sind. Wir sind uns einig, dass das reine China-Geschäft auch in Zukunft von Tourasia betrieben werden soll.»

Laut Gerhard Näf wurden die Kira-Mitarbeitenden vom Zeitpunkt des Handels überrascht: «Wir hatten diesen erst in zirka einem Jahr erwartet.» Ein Management-Buy-out kam für Näf und seine Kollegen nicht in Frage. Näf geht davon aus, dass im Moment business as usual angesagt ist. Der gegenwärtige Kira-Umsatz beträgt laut eigenen Angaben CHF 17 Millionen. Am kommenden Wochenende trifft sich – bereits traditionsgemäss – die Kira-Geschäftsleitung zur jährlichen Klausur. Nun nehmen auch Vertreter der neuen Besitzer teil. Über das gegenseitige Beschnuppern hinaus stehen vor allem Fragen im Bereich Marketing zur
Debatte.    

Peter Kuhn