Darwin: Aus für Bern und London (Ausgabe 2007-22)

Prestigestrecke wird wegen fehlender Subventionen und grossem Verlust aus Flugplan gestrichen.

Letzten Donnerstag gab Darwin Airline die Aufgabe des Flugbetriebes Lugano–Bern–London City per 11. Juni bekannt. Begründet wurde die Einstellung mit der unklaren Situation betreffend die mögliche Erteilung einer «Konzession im Sinne des öffentlichen Verkehrs» für die Strecke Lugano–Bern und dem Konkurrenzkampf mit in- und ausländischen Fluggesellschaften auf den Strecken von Zürich, Genf und Basel nach London. François Matthey von Darwin ergänzt: «Über 50% unseres Verlustes stammt aus der Rotation Lugano–Bern–London.»
Schon vor knapp zwei Monaten wurde die definitive Einstellung der Linie Bern–Lugano–Rom auf den 24. April beschlossen. Die frei werdende Kapazität wird nun der italienischen Airline My Air zur Verfügung gestellt. Dieser Lowcost Carrier wird von der My Holding kontrolliert, die sich vor kurzem mit 20% am neuen Aktienkapital (CHF 15 Mio.) von Darwin beteiligt hat.

Eingeführt wurde die Flugverbindung Lugano–Bern im Februar 2005. Flugplanmässig waren die Flüge eindeutig auf die Passagiere aus dem Tessin ausgerichtet. Zufrieden stellende Auslastungszahlen wurden jedoch in den letzten zwei Jahren nie erreicht. Jetzt haben die Darwin-Verantwortlichen die Konsequenzen gezogen und ihre Prestigestrecke aufgegeben. Obwohl der Kanton Tessin und die Stadt Lugano Darwin eine finanzielle Unterstützung zugesagt haben, will die Tessiner Airline die beträchtliche finanzielle Belastung nicht mehr weitertragen – vom Bund seien legislative Gründe aufgeführt worden.
Für die Verantwortlichen der betroffenen Flugplätze Bern und Lugano ist die Einstellung ein herber Rückschlag. «Obwohl gegen 90% unserer Passagiere nach Zürich, Genf oder Rom fliegen, trifft uns die Einstellung der Darwin-Flüge nach Bern sehr», erklärt Patrick Montalbetti (Direktor Flughafen Lugano-Agno). Im Jahr 2006 verzeichnete der Tessiner Flugplatz 195000 Passagierbewegungen – für dieses Jahr erhoffte sich Montalbetti eine Steigerung von 7%. 

Wenn man nur den Linien- und Charterverkehr am Flughafen Bern-Belp berücksichtigt, macht der Anteil an Flugbewegungen von Darwin rund ein Fünftel aus. Die Nachfrage von Bern ins Tessin war sehr klein, was auch die geringe Auslastung auf dieser Teilstrecke beweist.
Die Einstellung der Linienflüge kam für Charles Riesen, Direktor der Flughafenbetreiberin Alpar AG, nicht überraschend. «Doch das Potenzial für London-Flüge ist durchaus vorhanden», meint er. Erfolg auf dieser «Rennstrecke» sei aber eine Frage des Flugplans, der Vermarktung und des Preises. Alternativen für die Weiterführung der London-Verbindung werden geprüft. «Wir stehen ständig mit allen möglichen Airlines in Kontakt», erläutert Riesen. Für Swiss, Codeshare-Partner von Darwin auf dieser Strecke, liegt der Entscheid für die Einstellung des Fluges einzig bei der Tessiner Airline. Die betroffenen LX-Kunden sollen in den nächsten Tagen informiert werden.

Mehr Sorgen macht sich Beat Iseli. Der Aaretal-Chef hat verschiedene Destinationen in seinem Programm, die mit Darwin bedient werden. Die Schlagzeilen über Darwin in den letzten Wochen haben sich laut Iseli sehr negativ auf das Buchungsverhalten seiner Kundschaft ausgewirkt. «Wir versuchen, unsere Kunden zu beruhigen», meint er. Mit Darwin bestehen Verträge für Charterflüge nach Palma, Mahon und Ibiza sowie Cagliari und Olbia. Er ist aber sicher, dass diese eingehalten werden. Sollte trotzdem ein solcher «Tsunami» – wie Iseli die Einstellung einer weiteren Darwin-Destination bezeichnet – eintreffen, wäre er vorbereitet. Alternativen gäbe es genügend auf dem Markt.

Guido Casanova