Wie gefährlich ist die Ausweitung des Booking-Angebots für die Reisebüros?

Wie sehen Reisebüros die Booking-Ansage? Was sagen die Reiseveranstalter und wie soll die Reisebranche reagieren? Antworten gibt die Artikel-Serie von TRAVEL INSIDE.
Booking Online Buchungsplattform
©Screenshot TI

Das Internet-Buchungsportal Booking will künftig alles anbieten, was Reisende brauchen. Bisher hat sich Booking in erster Linie als weltgrösster Hotelvermittler profiliert. Das Buchungsangebot für Flüge und Mietwagen war ein Nebengeschäft. Dieses will Booking nun stärken und erweitern, mit Buchungsmöglichkeiten für Transfers, Restaurants und viele weitere touristische Angebote.

Booking-Konzernchef Glenn Fogel hat im deutschen «Manager-Magazin» angekündigt, Booking zu einem Komplettanbieter zu machen. Das sei eine Kampfansage an den klassischen Tourismus, hiess es etwa in der «SonntagsZeitung». Ist diese Ansage von Booking eine echte Gefahr für die Reisebüros in der Schweiz?

«Nicht mehr als bisher», meint etwa Nathalie Sassine, Gründerin und CEO von Travelboo. Überhaupt, die Schweizer Reisebranche sieht das entspannt, wie eine Umfrage von TRAVEL INSIDE bei verschiedenen Reisebüros und Veranstaltern im Land ergab. Einen echten «Angriff auf die Reisebranche» sieht etwa Martin Reber von Schär Reisen in Bern nicht. Dieser sei vor 10 Jahren mit den Portalen schon erfolgt, mit denen hätten sich viele Reisebüros arrangiert. «Also nichts Neues», so Reber. Einen Angriff sieht er «eher in Richtung andere Portale wie Expedia».

«Jeder Baum wirft Schatten und nimmt uns Business weg, jedoch eine echte Gefahr sehe ich nicht», sagt auch Armand Zenklusen, Inhaber von Kuoni Reisen Travel Partner in Visp. Ähnlich sieht es Marcel Heggli von Heggli Reisen: «Grundsätzlich ist es ein Konkurrenzangebot mehr, allerdings glaube ich eher nicht für die unabhängigen und persönlich geführten Reisebüros.» Nutzer des Booking-Angebots seien auch «nicht unbedingt die Kunden, welche ein unabhängiges Reisebüro in erster Linie ansprechen will».

Im Bereich Kundendaten gibt es allerdings ein gewisses Risiko, worauf Barbara Wohlfarth von Reisecocktail hinweist: «Als Gefahr sehe ich weniger die Ansage von Booking als die Künstliche Intelligenz dahinter.» Diese lerne die Kunden immer besser kennen, habe Wissen, das an der Front im Verkauf fehle. Eine gewisse Gefahr ortet auch Jonas Sulzberger vom Reisebüro Sulzberger, und zwar «eher für die Veranstalter, gerade wenn Booking eine Vermittlungsplattform für den Vertrieb präsentiert».

(Christian Maurer)

Lesen Sie morgen, was die Schweizer Reiseveranstalter sagen.