Broker lehnen modell ab: «das ist wettbewerbsverzerrend» (Ausgabe 2008-04)

Veranstalter sehen grossen Klärungsbedarf bei der neuen Swiss-Distributionsstruktur.

Roger Zintl, neu Leiter Capacity Management bei Kuoni, bisher
Bereichsleiter Flug, kümmert sich noch in der alten Funktion um die
Angelegenheit der GDS-Gebühren. «Zurzeit gibt es mehr Fragen als
Lösungen. Es war mit einem solchen Schritt zu rechnen. Wir sind
überhaupt nicht erfreut. Es gibt zwar Buchungsalternativen wie das
Online-Agentenportal, aber die Integrierbarkeit in unsere Systeme ist
von den Airlines nicht im Ansatz angedacht. Es ist eine gröbere
Geschichte, und wir werden nun – weil wir Einzelverträge besitzen – das
Gespräch mit Swiss und Lufthansa suchen. Eine wichtige Frage bleibt
auch, wie wir die unabhängigen Reisebüros, die Ticketshop-Kunden sind,
einbinden können.»

Ähnlich tönt es bei TUI Suisse. «Verschiedene Anzeichen deuteten seit
einiger Zeit auf eine mögliche Änderung hin. Der Zeitpunkt sowie das
Modell mit den hohen, kaum nachvollziehbaren Kosten sind jedoch
überraschend. Wir lehnen das Modell ab. Die Einführung verursacht nach
einer ersten Beurteilung in dieser Form grosse Probleme in der
Abwicklung (IT, Umwälzung der Kosten) und bei der Kommunikation der
Gebühren gegenüber den Kunden. Wir analysieren nun den Vorschlag und
definieren das weitere Vorgehen», so Andy Gantenbein, Head of
Flights/Wheels & Product Africa/Middle East/Indian Ocean von Flex
Travel.

Marcel Herter, Leiter Broker von Migros Travel Switzerland, sagt:
«Grundsätzlich ist das Thema nicht neu. Es war zu erwarten, dass von
LH/LX ein weiterer Vorstoss in Richtung Senkung GDS- Gebühren kommen
würde. Für uns besteht in vielen Bereichen Klärungsbedarf, sowohl
gegenüber den Airlines wie auch gegenüber den GDS. So wie das Konzept
präsentiert wurde, führt es in jedem Falle zu einer Kostenerhöhung und
bringt damit Wettbewerbsnachteile für die Reisebüros mit sich.

Die
kommunizierten Abläufe wirken wenig transparent, sind kostenintensiv
und ineffizient. Das präsentierte Modell ist in seiner heutigen Form
unausgewogen und wettbewerbsverzerrend. Wir bedauern, dass erneut die
Probleme der Airlines auf dem Buckel ihres wichtigsten Vertriebskanals
ausgetragen werden. Das Kostenproblem ist aus unserer Sicht
ausschliesslich eine bilaterale Angelegenheit zwischen den Airlines und
den GDS. Wir gehen davon aus, dass die Suppe nicht so heiss gegessen
wird, wie sie derzeit gekocht wird. Die Initiative muss auch vor dem
Hintergrund der auf europäischer Ebene angestrebten Liberalisierung des
CRS-Marktes betrachtet werden.»   

CP