Wintergeschäft läuft rund – Alternativen für Ägypten sind da (Ausgabe 2013-48)

TRAVEL INSIDE hat sich bei zehn Reisebüros nach den Wintertrends erkundigt.

Weihnachten und Neujahr fallen 2013 günstig: Wer fünf Tage Ferien eingibt, kann zwei Wochen Ferien am Stück machen. Bedeutet dies für die Reisebranche ein extra starkes Geschäft?

Dem scheint nicht so. Eine Nachfrage bei zehn Reisebüros in der Deutschschweiz ergibt, dass bei keinem von einem «Feiertags-Boom» die Rede ist. Bei einigen buchen Kunden sogar eher ausserhalb der teuren Feiertage, bei anderen herrscht «business as usual». 

Betrachtet man das Wintergeschäft als Ganzes, sind die Entwicklungen recht unterschiedlich. «Total liegen wir per Ende Oktober bei den Aufträgen rund 3% über Vorjahr, wobei auffällt, dass die Leute im Winter derzeit mehr Geld fürs Reisen ausgeben», so Nick Gerber (Globetrotter Bern). Grundsätzlich ist bei allen befragten Reisebüros von «mehr Budget» die Rede. Dazu fügt Christina Gloor (Christina Gloor Reisen, Windisch) an: «Die Winter-Dossiers sind meistens teuer und die Kunden lassen sich diese Ferien was kosten – Voraussetzung dafür sind die gute Beratung und Ferien ‹weg vom Massentourismus hin zu Hotelperlen›.» Oder wie es Heinz Schachtler (Travellino, Solothurn) ausdrückt: «Die Geiz-ist-geil-Mentalität flaut ab.» So werde auf Langstrecken mehr für «Qualitäts-Airlines» ausgegeben. Umgekehrt sei auf der Kurzstrecke immer öfter Easyjet «die Massvorgabe beim Preis».

Grosser Verlierer auf Destinationsseite ist natürlich Ägypten. Bei den Topzielen gibt es sonst kaum Überraschungen. Aufhorchen lassen die Antworten auf die Frage nach dem grössten Wachstum: Die USA, ohnehin auf hohem Niveau, wachsen auch im Winter stark, wobei nebst Hawaii und Florida auch das künftige Edelweiss-Ziel Las Vegas Erwähnung findet. Daneben sind karibische und südamerikanische Destinationen offenbar wieder mehr gefragt, und die Malediven legen trotz Preiserhöhungen weiter zu. Dass Deutschland weit vorne liegt, verdankt es den Weihnachtsmärkten und dem Europa-Park.

Das Buchungsverhalten ändert sich derweil auch. «Selbst beim Wintergeschäft spüren wir teilweise einen Hang zur Kurzfristigkeit, was uns in Bedrängnis bringt, weil dann die wenigen Flugplätze nur noch zu massiv erhöhten Preisen zu erhalten sind», sagt Maria Nobs (Reisebüro Hauger, Brunnen). Es gibt aber auch umgekehrte Tendenzen, wie Harry Beringer (Reisebüro Forchbahn, Forch) feststellt: « Für Januar und Februar wurden bereits rege Städtereisen gebucht, was in den letzten Jahren fast nicht vorkam. Auch eine Verschiebung von den klassischen Wintersportferien zu Aktivferien in wärmeren Gefilden ist feststellbar.»

Da hat es Marco Zerzuben (Zerzuben Touristik, Eyholz) im Wallis schwieriger: «Im Winter haben wir nicht viele Abreisen.» Dasselbe gilt für Claudio Glisenti (Glisenti Travel, St. Moritz): «Unser Winter- und Weihnachtsgeschäft ist sehr flau, da die einheimische Bevölkerung sich voll in der Hochsaison bewegt und kaum jemand Zeit zum Weggehen hat.» Das ist aber auch in Schaffhausen – nicht gerade als Skigebiet bekannt – der Fall, wie Christian Sigg (Rolf Meier Reisen, Neuhausen) festhält: «Die Wintermonate sind bei uns eher ruhiger. Unseren Hauptumsatz erzielen wir mit Abreisen von April bis Oktober.»

Allgemein machen die meisten Reisebüros das Hauptgeschäft weiterhin im Sommer. Christina Gloor hingegen erziele den meisten Umsatz mit Winterdossiers. Und vielleicht gibt es ja doch da und dort Verschiebungen – etwa beim Reisebüro Forchbahn: «Das Wintergeschäft wächst überdurchschnittlich», erklärt Harry Beringer, «bei uns vor allem die Städtereisen. Noch rasanter wächst aber die Nachfrage für das Herbstgeschäft. Der Trend für Badeferien verschiebt sich immer mehr weg von den Sommer- in die Herbstferien.»

 Dass das Wintergeschäft auch einen Teil der Sommerreisen «übernehme», lässt sich nicht behaupten. Es scheint aber, als ob die klassischen Reisetermine weniger wichtig werden und sich das Reisebusiness unter dem Strich besser auf das Gesamtjahr verteilt.

Jean-Claude Raemy