«Startup» mit traditionellem Ansatz (Ausgabe 2015-33)

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Muss man für wenig komplexe Produkte wie Städtereisen heute noch in jedem Land ein eigenes Tour Operating haben? Nein, lautet die Antwort der Thomas Cook Group auf diese Frage. Mit der Thomas Cook International AG (TCI) in Pfäffikon SZ ist darum das Tour Operating für «City & Domestic Travel» mit Schwerpunkt kontinentaleuropäische Märkte unter einem Dach zusammengefasst. Dass dieses in der Schweiz steht, hat nebst synergetischen auch steuerliche Gründe. Am selben Standort sitzen übrigens das Group Destination Management (GDM) mit den Reiseleiterdiensten von Thomas Cook und die Thomas Cook Service AG sowie der Veranstalter-Vertrieb Schweiz mit Noch-Geschäftsführerin Marta Di Girolamo. Alle drei sind allerdings eigenständige Einheiten.

Vor vier Jahren wurde begonnen, Kapazitäten aus Belgien und den Niederlanden zu TCI in die Schweiz zu verlegen, vor einem Jahr kam Deutschland dazu. Nun arbeiten zwischen 40 und 50 Mitarbeitende aus mehreren Nationen plus rund 20 Hoteleinkäufer bei TCI in Pfäffikon – Unternehmenssprache ist Englisch. Hoteleinkauf, Produktmanagement, Yielding, IT, Strategie, Content, Admin- und HR-Aufgaben werden von hier aus zentral gesteuert, allein Sales und Marketing bleiben in den Quellmärkten. Beat Blaser ist als Head of City & Domestic Travel Kopf eines sechsköpfigen Management-Teams. «Die Synergieeffekte sind zahlreich», sagt Blaser, der 2014 nach elf Jahren bei Thomas Cook in Deutschland nach Pfäffikon kam. 

«Alle Verträge, die wir mit Leistungsträgern aushandeln, sind in allen kontinentaleuropäischen Ländern buchbar, die Hoteliers haben nur noch einen Ansprechpartner, mit dem Reservierungssystem Nurvis haben wir eine Systemplattform für alle Länder», zählt Blaser die wichtigsten Punkte auf. Colette Ernst, seit Mai dieses Jahres Leiterin Hoteleinkauf & Operations bei TCI ergänzt: «Auch von Best-Practice-Beispielen innerhalb der Gruppe kann man profitieren, sehen, wie in anderen Märkten gearbeitet wird, und Ideen adaptieren.» Neckermann sei in Deutschland sehr innovativ im Bereich Familienferien, während Thomas Cook beim Thema Wellness die Nase vorn habe, von den Niederländern könne man viel im Bereich Camping und Mobilehomes lernen, sagt Ernst, die bis 2014 den Bereich Individual Tours bei Kuoni Schweiz geleitet hatte.

Ernst Hat als letzten grossen Schritt hin zur «TCI-Plattformorganisation» ein internationales Team von rund 20 Leuten neu formiert. Jeder Mitarbeitende ist nur noch für eine statt für mehrere Destinationen zuständig, dafür jedoch für alle Quellmärkte. «Wir brauchen Destinations-Spezialisten», so Ernst. Zudem mag sie den traditionellen Ansatz bei TCI, keine reine Bettenbank sein zu wollen. «Wir haben noch Einkäufer, die den Hotelier in London seit Jahren persönlich kennen.» Zum Portfolio von TCI gehören übrigens Kroatien/Osteuropa, die DACH-Region, Holland/Belgien, Frankreich, Italien und das nördliche spanische Festland sowie die Hauptsegmente Familie, Berge, Camping und Wellness. Der grösste kontinentale Absatzmarkt ist Deutschland. 

Der Prozess von der vertikalen hin zur horizontalen Struktur, der in der gesamten Thomas Cook Group zu beobachten ist, ist in Pfäffikon nahezu abgeschlossen. Nur noch wenige Stellen sind zu besetzen. Vor allem über Schweizer Zulauf würde Beat Blaser sich in seinem «internationalen Start-up-Team» freuen. Bislang gibt es nur eine kleine Minderheit an Schweizern bei TCI. 

Stephanie Günzler