«Brust raus, aber die Nase bleibt unten» (Ausgabe 2016-06)

Seit 25 Jahren setzt der Mietwagenbroker Sunny Cars auf gute Laune und den Reisebürovertrieb.

Wer hätte vor 25 Jahren gedacht, dass das Münchner Kellerbüro von Kai Sannwald (damals 24 Jahre alt) einst zu einem Mietwagenbroker mit EUR 200 Mio. Jahresumsatz und rund 100 Mitarbeitenden in Europa heranwachsen würde. Er selbst wahrscheinlich am wenigsten, denn ein grosser Prahler war der hochgewachsene Schwabe noch nie. «Brust raus, aber die Nase bleibt unten», das sei Sannwalds und damit auch das interne Unternehmensmotto, verrät sein Geschäftsführungskollege Martin Küchler.

 

Das Thema Mietwagen für Reisebüros aus der Schmuddelecke holen – das war eines von Sannwalds Zielen. Bis heute setzen er und sein Team auf den direkten Kontakt zu den Agenten, 85% des Geschäfts gehen via Reisebüro. «Die Leute kennen unsere Gesichter», sagt Sannwald. Das gilt auch für die Schweiz, wo der Broker dieses Jahr übrigens ebenfalls Jubiläum hat – das 20-jährige.

Im Jahr 2015 hat Sunny Cars aus seinen sechs Quellmärkten (Deutschland, Holland, Schweiz, Belgien, Luxemburg, Österreich) 580000 Buchungen generiert. «Das waren etwas weniger als die 20% Wachstum, die wir uns jedes Jahr vornehmen, aber mit 15% sind wir auch sehr zufrieden», sagt Geschäftsführer und Sales-Chef Thorsten Lehmann. Dafür gebe es auch mal Jahre mit 40–-50% Buchungszuwachs, wie 2013, als Konkurrent Holidayautos vor die Wand fuhr. Das Beispiel ist für Sannwald eine Bestätigung, wie gut es sei, selbstfinanziert zu bleiben. «Wir müssen uns nicht um die Ziele eines Investors scheren.» Man kämpfe nicht für Umsatz um jeden Preis. Sannwald setzt lieber auf weniger, aber dafür vertrauenswürdige Partner. Das mache ganz nebenbei auch mehr Spass.

 

In der Schweiz ist Sunny Cars 2015 am meisten gewachsen (ca. +4%), da hier neue Angebote wie das «Premium-Paket» und das «Express-Paket» gut ankommen. Beim seit März 2015 existierenden «No Deposit» – also dem kreditkartenfreien Mieten – gibt es dagegen noch Kommunikationsbedarf. «Der Kunde soll zu uns kommen, weil wir das anbieten», sagt Sannwald. Das müsse man am Kontaktpunkt Reisebüro noch besser vermitteln. «No Deposit» ist v.a. auf den Ferieninseln möglich. In gewissen Ländern werde es aus Sicherheitsaspekten nicht angeboten.

 

Autobooker.com hiess das Projekt des Jahres 2015 für Mutter Sunny Cars International mit Sitz in St. Gallen. Die Lancierung des Mietwagen-Metasearchers bedeute in keiner Weise eine Konkurrenz zum Reisebürovertrieb, betont Autobooker-Co-Geschäftsführer Detlef Hofmann. Im Fokus stehe der internationale Vertrieb und ein klarer Angriff auf den irischen Riesen Cartrawler. TOs, grosse Retailer oder OTAs können Autobooker bei sich auf der Website integrieren, die Suchmaschine spuckt die Angebote von bislang acht grossen Autovermietern (darunter Sunny Cars) aus. Als Pilot wurde Autobooker bei Travelscout24 integriert. Rund 90 Interessenten stünden nun auf der Interessentenliste für Plug&Play-, aber auch für individuelle Lösungen. Autobooker tritt als Brand übrigens nicht am Markt auf. In den Reisebürovertrieb werde parallel mehr denn je investiert, so Lehmann.

SG