So reiste die Schweizer Wohnbevölkerung

Das Bundesamt für Statistik BFS hat eine ausführliche Auswertung zum Reiseverhalten im Jahr 2021 veröffentlicht.
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Im Jahr 2021 unternahm jede in der Schweiz wohnhafte Person durchschnittlich 2,0 Reisen mit Übernachtungen und 10,5 Tagesreisen (nicht alltägliche Fortbewegung von mindestens drei Stunden). 56% der Reisen mit Übernachtungen und 95% der Tagesreisen erfolgten innerhalb der Schweiz. Nicht auszuschliessen ist, dass die Covid-19-Pandemie einen Einfluss auf das Reiseverhalten gehabt hat.

Reisen mit Übernachtungen

83,7% der Schweizer Wohnbevölkerung (ständige Wohnbevölkerung ab 6 Jahren: 7’964’330 Personen) unternahmen im Jahr 2021 mindestens eine Reise mit einer oder mehreren auswärtigen Übernachtungen.  Insgesamt belief sich die Zahl dieser Reisen auf 16,3 Millionen. Das sind 7,5% mehr als 2020. Die Reisen mit Übernachtungen 2021 sind hinsichtlich der soziodemografischen Kategorien mehrheitlich stabil geblieben (G1).

Allerdings stieg die Anzahl Reisen pro Person bei den Frauen auf 2,2, was einer Zunahme um 17% gegenüber 2020 entspricht. Hinsichtlich der sprachregionalen Unterschiede zeigt sich, dass die Deutschschweizer*innen durchschnittlich 2,2-mal auf Reisen unterwegs waren. Weniger oft auf Reisen mit Übernachtungen waren 2021 Personen aus der französischen (1,7) und der italienischen (1,3) Schweiz.

Destination

Wie auch schon 2020 wurde 2021 die Mehrheit (56%) der Reisen mit Übernachtungen in der Schweiz unternommen (G2). Darauf folgten Italien mit 9%, sowie Deutschland und Südwesteuropa mit jeweils 7% der Reisen mit Übernachtungen. Eine Verdoppelung
der Reisen mit Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr verzeichneten Destinationen mit dem Ziel Südwesteuropa (+130%) und Südosteuropa (+100%). Im Unterschied dazu sanken die Reisen ins Nachbarland Österreich im Jahr 2021 um 40%. Reisen ausserhalb Europas betrugen wie bereits im Vorjahr 3%.

Reisezweck

Wie bereits im Vorjahr bildeten Ferien und Erholung die Hauptgründe für 66% der Reisen mit Übernachtungen im Jahr 2021 (G3). Besuche bei Verwandten oder Bekannten (23%) waren der zweithäufigste Grund, weshalb die Schweizer*innen 2021 eine Reise  unternahmen. Reisen mit Übernachtungen aus geschäftlichen Gründen machten wie bereits im Jahr 2020 lediglich 3% aus.

Reisedauer

Der Grossteil der Reisen ins Ausland war, wie bereits 2020, jener mit vier oder mehr Übernachtungen (79%; G4). Hingegen wurden in der Schweiz hauptsächlich Kurzreisen, d.h. Reisen mit ein bis drei Übernachtungen (63%), durchgeführt. Eine starke Zunahme
gegenüber dem Vorjahr verzeichneten Reisen mit einer einzigen Übernachtung in der Schweiz (+33%). Ebenfalls angestiegen sind 2021 Auslandreisen mit acht bis vierzehn Übernachtungen (+21%). Mit einer Abnahme von 47% haben sich Reisen mit über vierzehn
Übernachtungen in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert.

Reisezeitraum

Reisen mit Übernachtungen innerhalb der Schweiz verteilten sich im Jahr 2021  gleichmässig auf die Sommer- und Wintermonate (je 50%) 2021 (G5). Im Gegensatz dazu fanden Reisen ins Ausland mit 77% primär in der Sommersaison statt. Um mehr
als ein Drittel nahmen die Auslandreisen verglichen zum Vorjahr während den Wintermonaten (–37%) ab. Umgekehrt erhöhten sich die Inlandreisen im Winter (+39%) sowie die Auslandreisen in den Sommermonaten (+32%) 2021 gegenüber 2020.

Unterkunft

Bei über zwei Dritteln der Reisen in der Schweiz erfolgte die Übernachtung entweder in einem Hotel oder Kurbetrieb (37%; G6) oder in der Parahotellerie (31%). Darauf folgten, wie bereits im Vorjahr, Reisen mit Übernachtungen bei Verwandten und Bekannten (18%) oder in der eigenen bzw. in einer kostenlosen Ferienunterkunft (12%). Im Ausland wurden knapp drei Viertel der Übernachtungen in einem Hotel oder Kurbetrieb (42%) oder bei Verwandten und Bekannten (31%) getätigt. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich die Anzahl Übernachtungen in einem Hotel oder Kurbetrieb um ein Fünftel, sowohl in der Schweiz (+20%) als auch im Ausland (+19%).

Hauptverkehrsmittel

Die meisten Reisen mit Übernachtungen erfolgten 2021 sowohl bei Inland- (72%; G7) als auch bei Auslandreisen (51%) mit dem motorisierten Individualverkehr. Reisen in der Schweiz wurden am zweithäufigsten, zu fast einem Viertel, mit dem öffentlichen Landverkehr (23%) absolviert. Das am zweitmeisten benutzte Verkehrsmittel für Auslandreisen war der Luftverkehr (38%). Im Vergleich zum Vorjahr nahm dieser bei Auslandreisen um 37% zu.

Ausgaben

Pro Person und pro Tag wurden 2021 für Privatreisen mit Übernachtungen im Schnitt 157 Franken ausgegeben (G8). Diese Ausgaben umfassen die Auslagen für Transport, Unterkunft und Verpflegung sowie die übrigen Kosten, die bei einer Reise anfallen.
Durchschnittlich betrugen die Gesamtausgaben pro Person und pro Tag 137 Franken für Reisen in der Schweiz und 180 Franken für Reisen im Ausland.

Während der Sommersaison haben sich die durchschnittlichen Ausgaben gegenüber 2020 um über ein Fünftel erhöht, sowohl für Reisen in der Schweiz (+22%) als auch für Reisen ins Ausland (+21%). Ausgaben für Reisen mit dem Zweck Ferien und Erholung nahmen verglichen mit dem Vorjahr ebenfalls zu (+14%), insbesondere für Reisen ins Ausland (+23%). Im Gegensatz dazu gingen die Ausgaben für Reisen, um Verwandte oder Bekannte zu besuchen, zurück (–23%). Deutlich wurde dies besonders bei Besuchen von
Verwandten und Bekannten im Ausland (–41%.

Tagesreisen

Die Schweizer Wohnbevölkerung unternahm 83,9 Millionen Tagesreisen (ohne  Übernachtungen) im Jahr 2021 und somit 49% mehr als 2020. Durchschnittlich entspricht dies 10,5 Tagesreisen pro Person und pro Jahr. Personen aus der Deutschschweiz unternahmen im Schnitt 13,1, jene aus der französischen Schweiz 4,6 und jene aus
der italienischen Schweiz 1,9 Tagesreisen.

Ferien und Erholung war, wie bereits im Vorjahr, der am häufigsten genannte Grund für eine Tagesreise (56%; G9). Besuche bei Verwandten oder Bekannten (22%) bildeten den zweithäufigsten Grund für Tagesreisen und erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 72%.

Die meisten Tagesreisen (62%) erfolgten 2021 mit dem motorisierten Individualverkehr (G10). Gegenüber 2020 entsprach dies einem Zuwachs von 40%. Der öffentliche Landverkehr wurde bei über ein Viertel (28%) der Tagesreisen als Verkehrsmittel genutzt, was beinahe eine Verdoppelung im Vergleich zum Jahr 2020 (+95%) darstellt. Der Langsamverkehr (zu Fuss oder mit dem Velo) machte 7% der Tagesreisen im Jahr 2021 aus. (TI)


Begriff «Reise»

Eine Reise ist definiert als nicht alltägliche Fortbewegung, bei der eine Person für mindestens drei Stunden (Tagesreisen) und für höchstens 365 Tage (Reisen mit  Übernachtungen) das gewohnte Umfeld verlässt. Ausgeschlossen sind Ortsveränderungen im Zusammenhang mit regelmässig und wiederholt (einmal oder mehrmals pro Woche) stattfindenden Tätigkeiten.

Methodische Hinweise

Die Erhebung zum Reiseverhalten der schweizerischen Wohnbevölkerung wird seit 2008 jährlich durchgeführt. 2021 nahmen rund 3000 Personen ab sechs Jahren an der Erhebung teil (bis 2011 wurden ausschliesslich Personen ab 15 Jahren befragt).
Das Reiseverhalten wird als Zusatzmodul zur Haushaltsbudgeterhebung (HABE) erfasst. Aus den rund 3200 Haushalten der Stichprobe wird zufällig je eine Person ausgewählt und telefonisch zu ihrem Reiseverhalten befragt.
Seit 2020 wird eine neue Methode benutzt. Die Zahlen wurden ab dem Jahr 2016 neu berechnet und daher können die Statistiken der Jahre 2016 bis 2021 als Zeitreihe betrachtet werden. Die einzelnen im Text erwähnten Unterschiede sind statistisch signifikant. Aufgrund der Stichprobengrössen kann es jedoch sein, dass dies nicht ausnahmslos für alle in den Grafiken abgebildeten Unterschiede gilt. (Bundesamt für Statistik)