Overtourism: So geht Santorini damit um

Die kontroverse ‘Strategie’ des Gemeindepräsidenten von Thira auf Santorini, um den 17’000 angekündigten Cruise-Touristen Herr zu werden.
©MSC

Auf den ersten Blick mag man ob dieser Story, die sich Anfangs dieser Woche im Ägäischen Inselparadies von Santorini zugetragen hat, zwar schmunzeln – doch sie zeigt eigentlich, wie ernst das Problem Massentourismus mittlerweile ist, und was für abstruse Blüten es zuweilen treibt, wie das Portal «cruisetrick.de» berichtet.

So postete Panos Kavallaris, seines Zeichens Gemeindepräsident von Thira (Santorini), kürzlich eine Notfall-Ankündigung auf seinem Facebook-Account. Es wurden gleichzeitig mehrere Kreuzfahrtanläufe in der Caldera der Griechischen Insel erwartet und so warnte der gute Mann seine Bevölkerung, dass am Folgetag 17’000 Touristen das Eiland fluten würden.

Und er forderte die Einheimischen auf, an diesem Tag möglichst zu Hause zu bleiben und die «Bewegungen möglichst einzuschränken». Also Quasi ein nicht formeller, aber eben doch gefühlter Aufruf zum Lockdown wegen zu vielen Kreuzfahrt-Touristen. 

Der entsprechend heftige Shitstorm liess nicht lange auf sich warten, und so löschte der Gemeindepräsident den Beitrag wieder. Eine lokale Tageszeitung griff dies auf: «Selbst wenn man annimmt, dass die Ankündigung ‚mit den besten Absichten‘ gemacht wurde, ist es offensichtlich, dass die Situation in Santorini ausser Kontrolle geraten ist.»

Kapazitäts-Obergrenze gefordert

Der Bürgermeister von Santorini, Nikos Zoros hingegen, greift zu konkreteren und auch umsetzbaren Massnahmen: Er kündigte an, dass ab 2025 wieder eine Obergrenze von 8000 Kreuzfahrt-Passagieren pro Tag eingeführt werde.

Für 2024 sei die Umsetzung leider zu kurzfristig gewesen, weil die Planungen der Reedereien bereits zu weit fortgeschritten waren. Immerhin konnte man aber die Zahl der Tage reduzieren, an denen mehr als 11’000 Passagiere kommen – von 63 im vergangenen Jahr auf 48 in diesem Jahr. 

Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte kürzlich ebenfalls bereits deutliche Beschränkungen für Kreuzfahrtschiffe, insbesondere für die Cruisehotspots Mykonos und Santorini angekündigt.

Pulverfass Overtourism

Die Problematik beschränkt sich nicht nur auf ein paar griechische Inseln, sondern betrifft den ganzen Mittelmeerraum, aber auch den Norden und auch die Antarktis. Zuletzt eskalierte das Befinden der Locals gegenüber dem Massentourismus in Barcelona und auf Mallorca, wo Touristen auch schon in offenen Demonstrationen ‘angefeindet’ wurden.

Auf Inseln wie Santorini ist die Kreuzfahrt der Haupttreiber für den Overtourism, weil zu oft viele Schiffe gleichzeitig mit zu vielen Gästen ankommen. Hier liesse sich eine Kontingentierung sicherlich am effizientesten umsetzen.

Einige Reedereien haben heuer sogar von sich aus schon geplante Stopps in Santorini kurzfristig abgesagt. Dies zum Leidwesen ihrer Passagiere, welche die entsprechende Route wegen Santorini gebucht hatten. (CF)