«Wir haben 17 wöchentliche Abflüge im Vollcharter»

Marco Wohlfarth, CEO des Vorarlberger TO Rhomberg Reisen, gewährte TRAVEL INSIDE in seinem Büro in Dornbirn spannende Aus- und Einblicke.
Rhomberg Reisen-CEO Marco Wohlfahrt will voll durchstarten. ©TRAVEL INSIDE

Rhomberg Reisen ist ein selbstständiger Tour Operator mit Sitz im österreichischen Dornbirn im Rheintal und hat sich auf das schnüren von Charter-Reisepaketen in Eigenrisiko spezialisiert, welche es ab regionalen Flughäfen in drei Ländern bedient.

Das Unternehmen besteht seit über 50 Jahren und die geographische Konstellation mit der Nähe zu Deutschland und der Schweiz schafft ein internationales und dynamisches Umfeld in verschiedenen Märkten.

TRAVEL INSIDE hat CEO Marco Wohlfahrt im ‘Ländle’ besucht und allerlei spannendes erfahren. 


Als Veranstalter in der Region Dreiländereck haben Sie eine internationale Kundschaft. Ist Ihr Heimmarkt Österreich dabei das umsatzstärkste Kundensegment?

Unsere Wurzeln liegen hier in der Region – wir sind aber mittlerweile in ganz Österreich präsent, in Süddeutschland und durch unsere Abflüge ab St. Gallen-Altenrhein und Bern natürlich auch ganz stark in der deutschsprachigen Schweiz.

Wir haben seit diesem Jahr 17 wöchentliche Abflüge im Eigenrisiko, also im Vollcharter. Sieben davon starten aus der Schweiz, drei aus Deutschland und weitere sieben aus Österreich.

Im Gesamtumsatz stammt der Hauptanteil an Kunden schon aus Österreich. Betrachtet  man aber zum Beispiel die sieben Abflüge ab Altenrhein, haben wir in etwa ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Schweizer und Österreicher Kunden aus der Region.

Nächstes Jahr soll ja – mitten im August – die Piste am Flughafen Altenrhein saniert werden und für ganze drei Wochen kein Flugbetrieb möglich sein. Wie handeln Sie diesen Ausfall?

Diese Pisten-Sanierung ist offenbar aus Altersgründen unumgänglich. Dazu müssen verschiedene Faktoren stimmen: Das Wetter sollte möglichst warm und das Niederschlagsrisiko möglichst gering sein – es kommt also nur der Sommer in Frage.

Das ist für die Airline und alle betroffenen Veranstalter natürlich suboptimal, aber ist nun mal eine Tatsache, mit der wir leben müssen. Das ganze wurde auch früh genug mit allen betroffenen Parteien besprochen, so konnten wir planen. Da müssen wir jetzt einfach durch, danach hält die Piste dann hoffentlich wieder viele Jahre.

Werden Sie dann mit den betroffenen Flügen zum Beispiel nach Friedrichshafen ausweichen oder diese einfach ganz aus dem Programm streichen?

Wir führen seit diesem Jahr bereits grundsätzlich Flüge ab Friedrichshafen durch nach Lefkas und nach Calvi-Korsika. Das heisst, wir haben für diesen Zeitraum sowieso in unmittelbarer Nähe auch ein verkaufbares Produkt.

Wir prüfen gegenwärtig, ob wir diese verkaufbaren Produkte im entsprechenden Zeitraum eventuell verstärken können, das heisst, beispielsweise die Frequenzen zu erhöhen – da könnte sich eine Lösung abzeichnen. Aber das Programm wird in dem Zeitraum sicher nicht eins zu eins auf Friedrichshafen umgelegt werden.

Mit «Finest Places» sind Sie nun seit einem Jahr auch im Luxussegment am Start. Wie bilanzieren Sie dieses erste Jahr von Finest Places?

Wir sind sehr zufrieden – es hat nicht nur die Erwartungen erfüllt, sondern uns zudem noch das immense Potenzial aufgezeigt, welches noch in diesem Segment steckt.

Unser Produkt Finest Places zielt dabei aber nicht nur auf Luxusunterkünfte ab. Luxus ist ein breiter Begriff. Jeder Kunde interpretiert die Bedeutung von Luxus auf subjektive Weise. Deshalb haben wir als Veranstalter Rhomberg Reisen uns zuerst einmal selbst gefragt, was denn unsere eigene Definition von Luxus, von den Finest Places, wäre.

So haben wir dann anhand verschiedener Kriterien aus unserem kompletten Produkteportfolio rund 50 Unterkünfte diesem Segment zugeteilt.

Da ist auch mal eine 3-Sterne Unterkunft dabei, wenn diese unsere Definition von Luxus erfüllt. Wichtig ist, dass wir zu 100% dahinter stehen und unsere Produkte so dann dem Kunden auch mit voller Überzeugung und Freude verkaufen können. Der Erfolg im ersten Jahr hat uns dabei recht gegeben.

Ebenfalls vor gut einem Jahr haben Sie den Schritt gewagt und die ‘heilige Kuh’, den gedruckten Reisekatalog, beerdigt – um fortan nur noch mit Faltflyern zu arbeiten. Wie ist das am Markt angenommen worden?

Die einzige Konstante bei Veränderungen ist, dass manche sie gut finden und manche nicht. Das war uns klar und wir sind einfach unserem Bauchgefühl gefolgt. Innerhalb der Branche bei unseren Vertriebspartnern wurde es am Anfang schon als sehr grosse Veränderung empfunden, weil speziell der Counter noch aus dem Katalog verkauft und beraten hat.

Aus unserer Sicht als Tour Operator war der Katalog ein Medium, welches wir in der Regel im Oktober produziert haben und welches dann im November schon wieder veraltet war, weil sich in der heutigen Preisdynamik nun mal vieles ständig ändert.

Gleichzeitig haben wir mit unserer Webseite und den CRS Buchungs-Systemen ein richtig gutes Informationsmedium, wo sich Counter, Kunden und unsere eigenen Mitarbeiter informieren können – sprich, wir waren da gut vorbereitet.

Deswegen haben wir uns auch für den Faltflyer entschieden, was zum damaligen Zeitpunkt ein absoluter USP in der Reisebranche war. Der Grundtenor des Feedbacks war positiv. Die Endkunden sind begeistert, sie nehmen den Faltflyer sogar mit ins Zielgebiet, was mit dem Katalog nicht möglich war.

Deshalb ist der Flyer mittlerweile auch am Counter im Reisebüro gut angekommen, weil man mitbekommen hat, dass der Kunde begeistert ist.

Wohlfahrt ist stolz auf sein grosses Charterportfolio. ©TRAVEL INSIDE

 

Haben Sie konkrete Zukunftspläne zum Produkteportfolio?

Wir haben das Angebot unserer Charter-Aktivitäten von 2023 auf 2024 um 40 Prozent erhöht. Wir konzentrieren uns deshalb in den nächsten Jahren mehr auf unsere internen Projekte. Eines davon ist beispielsweise ein Grossprojekt auf Korsika. Da haben wir eine sehr grosse Grundstücksfläche erworben, wo wir planmässig diesen Winter mit dem Bau beginnen werden.

Aber Sie konkurrieren damit doch nicht etwa Ihren «störrischen Esel»? 

Nein, wir konkurrieren ihn nicht – wir ergänzen ihn. Es gibt einfach ein zusätzliches Produkt welches von uns gestaltet wird und unsere Handschrift tragen wird. Wir verstärken damit unsere Position in Calvi und insgesamt auf Korsika.

Hat Sie die FTI-Pleite in irgend einer Form tangier? 

Da haben wohl eher die Big Player davon profitiert, weil es ganz einfach nicht wirklich unser Produkt ist, um was es dort geht. Wir fahren eine ganz andere Strategie, drum war kein nennenswerter Effekt erkennbar.

Spüren Sie generell auch Faktoren wie Fachkräftemangel?

Einhergehend mit unserem letztjährigen Entscheid, das Produkt auszubauen, haben wir natürlich auch unsere Belegschaft massiv erweitert. Diesen Oktober werden wir die Zahl von 40 Mitarbeitern erreichen. Das Recruiting hat bei uns toll funktioniert und wir haben genau die Leute gefunden, die wir brauchen. Wir sind richtig happy und haben nun eine tolle Truppe, mit der wir uns ziemlich viele Projekte für das nächste Jahr zutrauen.

Bezüglich dem Fachkräftemangel: Nach der Pandemie hat man schon gemerkt, dass die Begeisterung, in die Reisebranche zu gehen, nicht mehr so vorhanden war, weil diese natürlich krisengeschüttelt war. Dies hat sich aber mittlerweile wieder relativiert.

Die Fachleute am Markt fragen sich heute eher: Was macht das Unternehmen, was hat das Unternehmen vor? Ich behaupte, dass wir selbst wahrscheinlich eines der Unternehmen in der Branche sind, welches in den nächsten Jahren am meisten vorhat. Und das hilft, um richtig gute Leute zu finden!

Interview: Christoph Fontanive, Dornbirn


Das Ausführliche Interview mit Marco Wohlfarth folgt am 17. Oktober im TRAVEL INSIDE.