Der dritte Anlauf klappt: Thomas Cook kauft die Air Berlin Aviation

Die AB-Aviation hat bislang zwar noch keine eigenen Flugzeuge, soll aber bald ein AOC erhalten.
© Thomas Cook Airlines

Bereits schon zweimal musste Thomas Cook beim Bieterprozess für Teile der insolventen Air Berlin in die Röhre gucken – nun kommt der Reisekonzern doch noch zum Zug. Thomas Cook hat die sich in der Gründung befindende Air Berlin Aviation GmbH gekauft, die erst im Oktober angemeldet wurde. Dies bestätigt der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus: «Das ist eine gute Nachricht im Insolvenzverfahren der Air Berlin.» Insider sprechen von einem mittleren einstelligen Millionenbetrag, den der Reisekonzern hierfür bezahlen muss.

Keine Flugzeuge, aber AOC in Sicht
Die Gesellschaft hat bislang noch keine eigenen Flugzeuge, soll aber bald ein AOC und sechs Flugzeuge erhalten, die im Sommer für die Thomas-Cook-Tochter Condor unterwegs sein könnten. Denn: Thomas Cook hat in den vergangenen Wochen Lease-Verträge für sechs Flugzeuge unterschrieben, die zuvor an Air Berlin vermietet waren und sucht anscheinend auch Crews. Das Unternehmen aus Frankfurt sucht bereits 85 Piloten und über einen Personalvermittler auch rund 210 Flugbegleiter.

Die Betriebsgenehmigung im Sack
Mit der Aviation GmbH übernimmt Thomas Cook auch die zugehörige Betriebsgenehmigung («operating license»). Nebst dem AOC besteht diese Genehmigung aus dem Umstand, dass die Airline unter EU-Kontrolle steht, sowie einer finanziellen Leistungsfähigkeit in Form von ausreichend liquiden Mitteln. Gemäss «Airliners.de» zähle hierzu auch die Patronatserklärung («Letter of Support») von Etihad an Air Berlin – schliesslich hatte der Golfcarrier vor einem Jahr öffentlich bestätigt, Air Berlin weiter finanziell zu unterstützen.

Kann sich Condor die Slots sichern?
Ob mit dem erworbenen AOC aus dem Air-Berlin-Erbe auch noch Start- und Landerechte an Flughäfen wie Düsseldorf verbunden sind, ist umstritten. Fakt ist: Werden weniger als 80% der ursprünglich von Air Berlin geflogenen Slots vom neuen Eigner durchgeführt, wandern sie wieder in einen Verteil-Pot. Da noch nicht alle Slots der alten Air Berlin neu aufgeteilt sind, könnte sich die Aviation GmbH also durchaus einige demnächst sichern. Wie die Aviation GmbH die Slots innerhalb des Konzern aufteilen würde, steht ihr frei; sie könnte die Start- und Landerechte demnach auch an Condor übertragen.

Fluggastrecht-Portal befürchtet Interessenskonflikt
Derweil wird in Österreich über den Insolvenzgerichtsstandort gestritten. Das Fluggastrechtportal Fairplane vertritt den Standpunkt, ein österreichischer Konkursverwalter würde – anders als der vom Amtsgericht Charlottenburg eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther – die Interessen der Niki-Mutter Air Berlin nicht beachten. Obwohl Flöther bereits angekündigt hatte, in einem Interessenskonflikt würde ein Sonderinsolvenzverwalter eingesetzt, rechnet sich das Wiener Online-Portal in Österreich bessere Chancen aus, die Forderungen ihrer Kunden durchsetzen zu können und legte deshalb beim Gericht Beschwerde gegen die Eröffnung des Verfahrens in Deutschland ein. Das Amtsgericht Charlottenburg wird heute darüber entscheiden – so oder so habe das Urteil jedoch keine aufschiebende Wirkung, wie «Tip-Online.at» berichtet. (ES)