Kampf gegen ‘No Shows’ in der Gastronomie

Die ‘No Show’-Rate in Schweizer Restaurants hat sich seit der Pandemie verfünffacht.
Die 'No Show'-Rate in Restaurants hat sich gegenüber vor der Pandemie verfünffacht ©Lunchgate

Die Unsitte einen Tisch zu reservieren und dann nicht zu erscheinen nimmt immer grössere Ausmasse an, was zu Frustration und finanziellen Einbussen führt. Sind Kreditkartenhinterlegungen und No-Show-Gebühren die Lösung? Gemäss einer Umfrage von Lunchgate ist die Schweizer Gastroszene gespalten.

‘No Show’ – Rate ist explodiert

Wunschrestaurant suchen und mit wenigen Klicks online buchen: Noch nie war es so einfach, einen Tisch zu reservieren wie heutzutage. Gleichzeitig blieben noch nie zuvor so viele Plätze in Schweizer Restaurants leer. Insbesondere im Dezember 2022 und Januar 2023 explodiert die No-Show-Rate und stellt die Schweizer Gastroszene vor eine neue Herausforderung. Denn in Zeiten von Preissteigerungen und Personalmangel verursachen Gäste, die zu spät stornieren oder gar nicht erst erscheinen, gleich doppelt Ärger und finanzielle Einbussen.

Optionale Gebühr über Kreditkarte

Gemeinsam mit den Schweizer Gastronomen möchte Lunchgate das Problem angehen und bietet mit einer Erweiterung seines Reservationssystems forAtable, neu die Möglichkeit einer optionalen Kreditkartenhinterlegungen an, um diese im Fall eines Nichterscheinens belasten zu können.

Nikolaus Wein, Geschäftsführer Lunchgate ©zVg

Bei Reservationen über Lunchgate mussten Gäste bisher ihre Telefonnummern per SMS verifizieren, sodass sie identifiziert werden konnten. «Im Falle eines wiederholten No-Shows konnte ein Gast bei Lunchgate systemweit gesperrt werden. Offenbar scheinen diese Massnahmen nicht mehr ausreichend zu sein, um die No-Show-Rate auf einem stabilen Niveau tief zu halten», erklären die Geschäftsführer Nikolaus Wein und Yves Latour von Lunchgate.

Yves Latour, Geschäftsführer Lunchgate ©zVg

Lunchgate bietet den Gastronomen ab sofort die Möglichkeit, die Kreditkartendaten ihrer Gäste zu verlangen. Sollten sie dann unentschuldigt fernbleiben, kann eine kostendeckende No-Show-Gebühr abgebucht werden. «Die Hinterlegung der Kreditkarte soll nicht dazu dienen, Gäste zu schikanieren. Im Gegenteil, es geht darum, Gäste zu sensibilisieren, Reservationen rechtzeitig abzusagen oder Personenanpassungen dem Restaurant mitzuteilen», so Nikolaus Wein und Yves Latour weiter.

Wie hoch die Gebühr ausfällt und wann diese fällig wird, bestimmen die Gastronomen: «Sie kann etwa nur ab einer bestimmten Gruppengrösse anfallen, nur an Wochenenden oder zu speziellen Zeiten oder auch nur für Gäste, die zum ersten Mal reservieren». Damit garantiert ist, dass die Kreditkartendaten der Gäste sicher verwahrt werden und die Transaktionen zuverlässig funktionieren, arbeitet Lunchgate mit Datatrans AG, einem führenden Payment Anbieter zusammen.

Dringender Handlungsbedarf

Aktuelle Zahlen des Unternehmens zeigen, dass die No-Shows in der Schweizer Gastrobranche vor der Corona-Pandemie noch relativ stabil waren: Rund 0,1 % der Buchungen waren betroffen. Im letzten Jahr stieg dieser Wert monatlich an – auf 0,5 % im Dezember 2022. Das bedeutet, dass aktuell fünfmal so viele No-Shows verzeichnet werden wie noch vor zwei Jahren. «Da auch die bisherigen Zahlen im Januar 2023 nicht auf eine Besserung hoffen lassen, müssen wir zwingend handeln und den Gastronomen unter die Arme greifen», so Nikolaus Wein und Yves Latour weiter.

Fakten zum ‘No Show’ – Trend

Lunchgate hat im Jahr 2022 Reservationen für rund 10 Millionen Gäste (inkl. Stornierungen und No-Shows) im System verbucht, welche weitere Fakten zum No-Show-Trend aufzeigen: Nach wie vor werden die meisten No-Shows von Freitag bis Sonntag registriert mit der stärksten Zunahme am Sonntag (2021: 0,19% vs. 2022: 0,43%).

Und auch die Reservationen nach 20.00 Uhr, der Tageszeit, wo die meisten No-Shows registriert wurden, bestätigen den Trend: Führten 2019 noch 0,13% der Reservationen zu No-Shows, waren es 2022 bereits 0,77%. In puncto Gruppenreservationen zeigt sich im Vergleich mit den Zahlen aus 2019 über fast alle Gruppengrössen hinweg eine Verfünffachung.

Gruppen ab zehn Personen weisen die wenigsten No-Shows auf, aber auch da ist die Zahl im Vergleich zu 2019 von 0,08 % auf 0,31 % im Jahr 2022 gestiegen. Der starke Anstieg von No-Shows bei Gruppenreservationen verstärkt die Problematik, dass bei einer Gruppe ab sechs Personen der kurzfristige Ausfall kaum mit Walk-ins kompensiert werden kann.

Höheres Risiko bei neuen Gästen und Ausländern

Besonders auffällig: Im Vergleich zu wiederkehrenden Gästen weisen neue Gäste ein doppelt so hohes No-Show-Risiko auf. Schaut man sich die Ländervorwahl an, bestätigen die Zahlen, dass Gäste aus dem Ausland im Schnitt öfter unentschuldigt ihrem Tisch fernbleiben (2022: 0,38 % vs. 1,78%).

Auch kantonal zeigen die Lunchgate-Zahlen Unterschiede: Im Vergleich zum gesamtschweizerischen Durchschnitt wurden die meisten No-Shows in den Kantonen Zürich, Luzern, Basel-Stadt und Graubünden registriert. Der Anstieg im Kanton Graubünden ist vor allem auf die hohen No-Show-Zahlen in St. Moritz und Davos zurückzuführen.

‘No Show’ – Gebühr polarisiert

«Mit dem neuen Service forAtable PAY möchten wir zu einem Paradigmenwechsel in der Gastroszene beitragen», sagen Nikolaus Wein und Yves Latour. Denn eine Lunchgate-Umfrage zum neuen Service unter 352 Gastrobetrieben zeigt, dass die Einführung von Kreditkartenhinterlegungen und No-Show-Gebühren stark polarisiert. 29% werden die Kreditkarten-Option sicherlich einführen, aber auch 28% sprechen sich ganz klar gegen die Einführung aus. Lediglich 7% der befragten Gastronomen sind unentschlossen. Diese Polarisierung zeigt sich nicht nur bei den Restaurants, sondern auch innerhalb der Betriebe.

«Viele Gastronomen haben grossen Respekt vor der Einführung einer ‘No-Show’-Gebühr, da sie befürchten, ihre Gäste zu verärgern oder gar zu verlieren», erklären Nikolaus Wein und Yves Latour. «Wir hoffen, durch unsere öffentliche Ankündigung, viele Gastronomen dazu motivieren zu können, den Paradigmenwechsel mitzumachen.»

Ob sich der neue Service mit Kreditkartenhinterlegung in der Schweizer Gastrobranche durchsetzt und so der No-Show-Trend gestoppt werden kann, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Lunchgate bietet ab sofort Beratungen und Abos rund um forAtable PAY an. (MICE-tip)