«Genf oder Bern stehen auf unserer Wunschliste»

Der CEO von Motel One äussert sich im Interview zum Schweiz-Einstieg, zum Erfolgsrezept seiner Hotelgruppe und zu weiteren Expansionsplänen.

Herr Müller, wofür steht Motel One grundsätzlich?

Kurz zusammengefasst stehen wir für Design, Qualität, exzellente Standorte und einen attraktiven Preis. Das sind unsere USP.

Am 12. Juli hat das erste Schweizer Motel One in Basel den ersten Gast empfangen, am 8. September fand die offizielle Eröffnung statt. Warum expandieren Sie in die Schweiz?

Unser Ziel ist, in allen europäischen Metropolen vertreten zu sein. Wir sind bereits in London, Berlin, Brüssel, Amsterdam und vielen weiteren Städten präsent. Da gehört die Schweiz mit Städten wie Basel, Zürich oder Genf dazu. Basel als Kunst- und Messestadt ist für unseren Einstieg in der Schweiz und für unsere Marke natürlich ideal.

Nach Basel steht mit Zürich die nächste Eröffnung bevor. Für wann ist diese nun definitiv geplant?

Die ist immer noch für 2017 vorgesehen, ich denke es wird Herbst werden. Ich möchte mich aber nicht auf ein fixes Datum festlegen, um unsere Bauleute nicht unter Druck zu setzen. Wir werden dort in der alten Post Selnau im Stadtzentrum in einem Komplex aus vier Häusern um die 400 Zimmer anbieten. Damit wird das Motel One Zürich eines der grössten Hotels der Schweiz.

Gerade in Zürich wurden und werden noch immer neue Hotels eröffnet. Wie beurteilen Sie die Konkurrenzsituation und wie wollen Sie sich Ihren Marktanteil sichern?

Zürich betrachte ich wie andere Metropolen. Die Hotellerie und der Markt im Grossraum der Stadt sind sehr entwickelt. Neue Konzepte entstehen und die Entwicklung geht weiter. Dadurch bleibt der Markt attraktiv. Ich denke, wir werden mit unserem Konzept gute Marktchancen haben.

Sind weitere Häuser in der Schweiz geplant?

Wir würden nach Basel und Zürich gerne auch nach Genf gehen, untersuchen aber auch andere Städte wie etwa Lausanne oder Bern. Städte mit einem sehr hohen Anteil an Leisure-Gästen sind für uns hingegen weniger interessant. Im Moment gibt es keine konkreten Gespräche oder gar Abschlüsse. Bei der Suche nach Standorten sind wir stets auch mit Swiss Prime Site, der Eigentümerin unserer Basler und Zürcher Liegenschaften, in Kontakt.

Sind Sie in allen Ihren Häusern in Miete oder gehören Ihnen auch einige Hotels?

Wir sind zum Teil Immobilienbesitzer, betreiben die Häuser aber immer selber und ganz wichtig, die Marke Motel One gehört uns. Wir haben also kein Modell, bei dem jemand im Franchising ein Motel One in einer Liegenschaft betreibt, die wieder jemand anderem gehört. Bei uns ist alles in einer Gesellschaft, manchmal sind wir nur Mieter in einer Immobilie oder aber sie gehört uns. Den Standort für die Marke sichern wir mit langfristigen Mietverträgen ab, hier in Basel zum Beispiel für vorerst 20 Jahre.

Schrecken Sie die hohen Preise und Löhne in der Schweiz nicht ab?

Doch, wir müssen noch lernen, damit umzugehen. Aber wir haben im Vergleich zu anderen europäischen Destinationen hier auch höhere Preise in unseren Hotels. CHF 98 als Startpreis für ein Zimmer im Motel One Basel ist für die Schweiz aber immer noch sehr attraktiv. Wir hoffen, dass unsere Kalkulation aufgeht und wir mit diesem Preis trotz höherer Löhne und Mietkosten zurechtkommen. Zum Vergleich: 60 Kilometer weiter eröffnen wir in Freiburg im Breisgau nächstes Jahr ein Hotel mit einem Startpreis von EUR 69.

Insgesamt gehen die Logiernächte in der Schweiz zurück, ausser in den Städten. Dazu kommen die hohen Kosten. Wenn Sie erst heute über eine Expansion in die Schweiz entscheiden müssten, würden Sie wieder Ja sagen?

Die Rahmenbedingungen haben sich nicht geändert. Statistiken zeigen, dass die Auslastungen weder in Basel noch in Zürich gefallen sind. Ich würdeauch heute noch Ja zu beiden Standorten sagen, auch wenn noch immer weitere Häuser entstehen. Wenn sich die Hotellerie einer Stadt nicht verändert, entwickelt und modernisiert, dann ist die Stadt nicht mehr attraktiv für den Besucher. Eine attraktive Hotellerie stimuliert den Markt und bringt mehr Gäste.

Welche durchschnittlichen Zimmerpreise werden Sie in den Schweizer Häusern anbieten und um wie viel höher liegen diese als im übrigen Europa?

Wir geben ja keine Rabatte. Der Preis, den wir fixieren, der wird auch bezahlt. Das ist dann auch unser Referenzpreis, der nur noch durch Doppelbelegung, Messezuschlag usw. variieren kann. Die Differenz ist aber gering, während Messen beispielsweise sind unsere Zuschläge äusserst moderat. Grundsätzlich bieten wir ein Zimmer, das hier CHF 100 kostet in Deutschland für EUR 70 an.

Mit welcher Auslastung rechnen Sie?

Wir haben in Basel erst eröffnet, müssen also noch bekannter werden. Ich denke, dass wir nach einer gewissen Marktpräsenz mit einer Auslastung von 70 bis 80% rechnen können. Wenn ich mir auf den verschiedenen Portalen die Bewertungen zur Lage unserer Hotels anschaue, dann sollten wir mit der Lage in Basel und später auch in Zürich Topwerte erreichen.

Auf welche Kundensegmente fokussieren Sie mit den Häusern in der Schweiz?

Wir gehen davon aus, dass wir in Basel und Zürich einen ähnlichen Gästemix haben werden wie in München. Also etwa 60% Business- und 40% Leisure-Anteil. Letzterer wird sich vor allem auf das Wochenende konzentrieren, da sind wir für Familien interessant. Unsere Preise sind von Grund auf so attraktiv, dass wir am Wochenende die gleichen Raten anbieten wie während der Woche. Wir haben deshalb auch viele Geschäftsreisende, die während der Woche bei uns logieren, meist auf Kosten ihrer Firma, und dann privat mit Familie oder Freunden auch noch das Wochenende bei uns verbringen. Bei Vier- oder Fünfstern-Hotels ist das viel weniger der Fall, sobald man es aus der eigenen Kasse bezahlen muss. Bei uns ist das Cross Selling zwischen Business und Leisure stark ausgeprägt.

Über welche Kanäle vertreiben Sie Ihre Zimmer?

Wir kontrollieren rund 80% unserer Buchungen über die eigenen Kanäle, 50 % offline, also via Telefon und E-Mail und 30% über unsere eigene Homepage. Die restlichen 20% generieren wir über OTAs.

Haben Sie auch Verträge mit grossen Firmen?

Wie gesagt gibt es bei uns keine Rabatte. Trotzdem haben wir Verträge mit zahlreichen Firmen und bieten denen eine Flat Rate an. D.h. dass immer die gleichen Preise zur Anwendung kommen, auch wenn in einer Stadt beispielsweise Messe ist. Das gibt den Unternehmen Planungssicherheit.

Welche Rolle spielt das Veranstaltungsgeschäft in Ihrer Strategie?

Obwohl keines unserer Häuser über eine Tagungsinfrastruktur verfügt, ist das Segment dennoch hoch interessant für uns. Einerseits gibt es die grossen Hallen und Tagungszentren, zum Teil auch in Hotels, wo dann die Teilnehmer meistens auch übernachten. Andererseits und für uns interessant ist die markante Zunahme an privaten Anbietern von Tagungsräumen, die für ihre Kunden Zimmer benötigen. Dieses Segment bearbeiten wir intensiv. Wenn wir wiederum Anfragen für Meetings oder Tagungen erhalten, dann bemühen wir uns natürlich darum, die Gäste für die Übernachtung bei uns zu platzieren und sie gleichzeitig bei der Suche nach einer Lokalität zu unterstützen. Hätten wir Restaurants und/oder eine Tagungsinfrastruktur oder gar noch ein Spa und weitere zusätzliche Infrastruktur, müssten wir mindestens doppelt so viele Mitarbeitende beschäftigen.

Ist ein Einstieg ins Tagungsgeschäft in zukünftigen Hotels geplant?

Nein, wir bleiben bei unserer Strategie. Unser Konzept fokussiert auf die Übernachtung, eine schicke Bar, eine tolle Lounge und ein gutes Frühstück. Damit sind wir erfolgreich und wollen das auch nicht ändern.

Geht Ihr Konzept nicht mit einer gewissen Uniformität einher, also das, was man teilweise auch grossen internationalen Hotelketten vorwirft?

Unser neustes Hotel in Basel ist das beste Beispiel dafür, dass dem nicht so ist. Natürlich haben wir ein Konzept und gewisse Standards bezüglich Zimmerausstattung, Grundrisse usw. Aber wir bemühen uns sehr, den öffentlichen Räumen einen sehr eigenständigen, lokalen Touch zu geben. Hier in Basel haben wir das zusammen mit zwei lokalen Künstlern in sehr schöner Weise realisiert.

Wie sehen Ihre weiteren Expansionspläne aus?

In ganz Europa sind derzeit 26 Hotels mit 8000 Zimmern im Bau. Durch Verträge und gekaufte Grundstücke gesichert kommen wir bis 2019 auf insgesamt 80 Hotels mit 24000 Zimmern. Es soll aber darüber hinaus weitergehen mit der Expansion. Unser Fokus richtet sich weiterhin auf europäische Metropolen. Unabhängig davon untersuchen wir aber auch interessante Standorte wie etwa New York. Wir hoffen, dass wir da mal Fuss fassen können. Das wäre für die Marke aber auch für unsere Mitarbeitenden ganz toll.

Wie erklären Sie sich den Erfolg, den Sie mit Motel One haben?

Motel One als erfolgreiche Budget Design Hotelmarke zu positionieren, war in den vergangenen Jahren eine grosse Herausforderung. Wir konnten unsere Strategie, einen hohen Qualitätsanspruch im Produkt und Design in Kombination mit exzellenten Standorten und einem sehr attraktiven Preis umsetzen. Dabei stehen, als Basis für den Erfolg, zufriedene Mitarbeiter und Gäste im Mittelpunkt unserer Unternehmensphilosophie.
Die hohen Auslastungen mit der grossen Anzahl zufriedener Gäste und auch die zahlreichen Awards bestätigen uns den eingeschlagenen Weg.

Wem gehört Motel One?

Das Unternehmen wurde von mir im Jahr 2000 gegründet und ist eine nicht öffentliche Aktiengesellschaft in privatem Besitz. Ich halte die Mehrheit der Stimmrechte, aber nicht des Kapitals. Zu den Besitzern gehören u. a. die Familie Hopp, Gründer von SAP, und Morgan Stanley. www.motel-one.com

Foto: Motel One
Foto: Motel One

Motel One und das neuste Haus in Basel

Motel One ist derzeit mit 55 Hotels und über 14 600 Zimmern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Tschechien, den Niederlanden und UK vertreten und beschäftigt über 2000 Mitarbeiter. 2015 wurde ein Umsatz von EUR 322 Mio. erwirtschaftet. Die neuste Eröffnung ist das Motel One am Barfüsserplatz in Basel. Es verfügt über 143 Zimmer, die One Lounge/ Bar sowie einen Frühstücksraum. Ein Einzelzimmer ist ab CHF 98 erhältlich, das Doppelzimmer ab CHF 113, jeweils ohne Frühstück (CHF 14.50). Geleitet wird das Haus von Philipp Probst, ihm stehen 25 Mitarbeitende zur Seite. Erste Gespräche mit der Liegenschaftsbesitzerin Swiss Prime Site fanden 2012 statt, 2014 wurde der Vertrag unterzeichnet und nur gut ein Jahr nach dem Beginn des Umbaus fand am 12. Juli 2016 das Soft Opening statt. Das Investitionsvolumen beträgt CHF 22,5 Mio.
Für das Motel One Zürich mit rund 400 Zimmern weist Swiss Prime Site ein Investitionsvolumen von CHF 77,5 Mio. aus.